Wir Waren Niemand
Meine Flucht aus Rumänien. Von Temesvar nach Graz 1989
Mit seinem Fluchtbericht von Temesvar, Rumänien, nach Graz im Dezember 1989 liefert Milan Radin eine bewegende und aufrüttelnde Momentaufnahme einer Zeit, die von Deportationen, Beschlagnahmungen, Zwangsarbeit, Nahrungsknappheit und willkürlicher Unterdrückung gekennzeichnet war. Eine Lebensgeschichte zum Nachdenken: über sich, die Mitmenschen und das weitere Umfeld.
„Milan Radins Geschichte, die er in diesem Buch darlegt, ist ein Zeitzeugnis, das die Ereignisse in Rumänien und während des Jahres 1989 besser beleuchtet und sie uns verstehen lässt“.
Dr. Heinrich Schnuderl, Ehem. Hochschulseelsorger von Graz
RON 110,- (tva inclus)
EUR 22,- (inkl. MwSt.)
- Beschreibung
- Inhalt
- Lesermeinungen
- Pressestimmen
- Deportation
- Rumänische Revolution
- Fotos
- Musik aus dem Buch
Beschreibung
Am linken Arm trug er die Nummer LFI 2162. Sie waren Zahlen. Sie waren Niemand. Bald würde der Sozialismus überholt werden und sie würden in der kommunistischen Epoche leben, geleitet von ihrem Führer, Generalsekretär Nicolae Ceaușescu. Es war eine trostlose, eine graue Welt. Dann, plötzlich, 1951, marschierte die Armee ins beschauliche rumänische Dorf. Milan Radins Vater wurde mit der gesamten siebenköpfigen Familie enteignet, in Wagons verladen und deportiert, nach Bărăgan, das rumänische Sibirien. Ein, zwei, drei Fluchtversuche folgten, mit Kalaschnikows an der Grenze gestellt und im Gefängnis eingelagert, bis Milan Radin als Jugendlicher tagelang von Temesvar nach Graz wanderte, wandelte, im Winter, durch Schnee, mal zu Fuß, mal im Kofferraum versteckt – durch ein zerrüttetes Jugoslawien. Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. Das war seiner.
Die Erzählung Milan Radins ist eine Gegenüberstellung zweier Welten, die zum Nachdenken anregt; über den Materialismus, über In- und Ausland, über den Sinn des Lebens. Der Autor öffnet den Leser*innen Augen und Ohren für ihre Mitmenschen und ermutigt, vielleicht eine andere Sprache zu lernen und in andere Welten einzutauchen. Und er fordert nicht zuzulassen, dass sich diese Geschichte wiederholt.
Inhalt | |
Zum Geleit (Dr. Heinrich Schnuderl) | 7 |
Vorwort des Autors | 8 |
Prolog | 9 |
Die Flucht aus Ceauşescus Rumänien | 27 |
Zweiter Fluchtversuch | 29 |
Genosse Sergeant | 45 |
Das Bataillon | 52 |
Der Polizeiposten | 66 |
Die Entlassung | 82 |
Genosse „L.F.I. 2162“ | 97 |
Chelu | 99 |
Die Clique | 115 |
Die Freunde | 127 |
Genosse Dumitrescu | 132 |
Lambada | 142 |
Tov. Bandrabur | 147 |
Dritter Fluchtversuch | 159 |
Letzte Tage | 161 |
Călăuza | 170 |
Dincolo | 187 |
Čika Todor | 237 |
Šentilj | 260 |
Staatsbürger ohne Staat | 275 |
Zurück zur Grenze | 277 |
La muerte del paraiso | 295 |
Zu Hause | 298 |
Diniaş | 307 |
Epilog – Steiermark | 313 |
Mein erster Tag im neuen Leben | 315 |
Nachwort des Autors | 331 |
Glossar | 332 |
Ein paar geschichtliche Daten | 334 |
Quellen | 337 |
Danksagung | 340 |
Zum Autor | 341 |
Thu 2/24/2022 7:49 PM
Lieber Herr Radin,
vor einigen Monaten las ich im Fußballmagazin „11 Freunde“ über Ihr Buch über den Torwart Helmuth Duckadam. Bei der Recherche nach diesem Buch erfuhr ich von Ihrem Buch „Wir waren niemand“ das ich mir dann direkt kaufte und fast in einem Rutsch mit großem Interesse las. Ihr Buch liest sich wie ein Krimi: die Angst vor dem Entdeckt-werden, die Kälte, die lähmenden Pausen auf der Flucht – das haben Sie alles so anschaulich geschildert, dass ich es gut nachempfinden konnte.
Sehr interessant auch Ihre Schilderungen des Banats mit seinen verschiedenen Kulturen (Rumänen, Jugoslawen, Deutsche, Ungarn). Ich musste da auch an die Heimat meiner Eltern denken, Oberschlesien…
Ihrem Plädoyer im Nachwort, eine Fremdsprache zu lernen, kann ich nur zustimmen: das ist wie die Eintrittskarte in eine andere Kultur. … Mein Plan ist daher, Polnisch zu lernen, um die Heimat meiner Eltern besser erkunden zu können. Außerdem bin ich im Urlaub gerne in Osteuropa unterwegs und stelle dabei immer wieder fest, dass eine slawische Sprache sehr nützlich wäre.
Rumänien hat mich übrigens schon immer sehr fasziniert: die vielen Ethnien, die romanische Sprache, die Landschaft, z.T. auch die Musik (die Band Phoenix aus Timisoara hat in den 1970er Jahren großartige Musik gemacht! Die Flucht einiger Mitglieder der Band wäre auch ein eigenes Buch wert…). Ich war auch schon zweimal da, u.a. auch einmal in Timisoara. Jetzt ist das ja kein Problem mehr, zum Glück. Meine Frau kommt aus der ehemaligen DDR und Freunde von ihr haben mir mal erzählt, wie sie Ende der 1980er Jahre im Urlaub in Rumänien waren und wie sie bei der deprimierenden Versorgungslage kaum etwas zu essen kaufen konnten.
Das Buch „Der Tormann“ werde ich mir auf jeden Fall kaufen. Das Finale Barcelona-Bukarest 1986 habe ich als 17jähriger mit einem Freund im Fernsehen gesehen. V.a. der Elfmeter von Lacatus und natürlich die Paraden von Duckadam sind mir noch gut in Erinnerung. Welch eine Sensation das war!
Vielen Dank, dass Sie sich dazu entschlossen haben, Ihre Erinnerungen zu teilen.
Ihnen alles Gute & viele Grüße aus Bonn, XX22
Wed 4/21/2021 9:05 AM
Hallo Milan!
Das hat mir deine ehem. Direktorin MH geschrieben, der ich den Link zur Sendung mit dir auch geschickt habe: „An Milan Radin kann ich mich sehr gut erinnern, habe selten so einen engagierten Schüler gehabt, der als Flüchtling gekommen ist!“
Lg., XX21, Liezen
Mon 1/4/2021 7:00 PM
S.g. Herr Radin,
es ist schön zu sehen, welche Entwicklung ehemalige Mitarbeiter im Leben gemacht haben.
Aus Intertrading Zeiten hat es ein Lehrling (tatsächlich begonnen als Lehrling) zum Vorstandsdirektor bei Raiffeisen Landesbank in Linz gebracht. Ihre eigene Entwicklung steht dem ja auch nicht wirklich nach.
Mit freundlichen Grüßen, XX20, Leonding
Sent: Friday, November 27, 2020 2:37 PM
Subject: Ihr Buch
Sehr geehrter Herr Radin!
Sobald ich ein anderes Buch fertig gelesen habe, werde ich mich sofort auf Ihr Buch konzentrieren und bin schon ganz neugierig. Sie haben mir ja seinerzeit doch einiges über Ihren Werdegang (inklusive Flucht) erzählt, aber dies jetzt im detail zu lesen, wird sicherlich sehr emotional für mich sein.
Jedenfalls bin ich froh, dass ich Ihnen seinerzeit begegnen durfte und freue mich auf das Buch.
Mit lieben Grüßen
Dr. XX19, Scharten, Austria
Sun 11/8/2020 9:38 PM
Poštovani,
Čitam Vašu knjigu Bili smo nitko u izdanju Edicije Božičević. Knjiga je izuzetno zanimljiva, istovremeno potresna i duhovita, puna nade.
Lijep pozdrav iz Hrvatske, XX18
Datum: 5. August 2020 um 14:11:39 MESZ
Herr Radin,
bonjour, buna ziua, guten Tag.
Ich habe gerade Ihr Buch verschlungen. Vom Alter etwa gleich, bin ich „da drüben“ aufgewachsen, konträrer geht es kaum. Vielleicht auch irgendwie nicht gleicher.
Was mich zum Schmunzeln brachte: Auch ich bin zum ersten mal im Peugeot eingereist. 1999. Auch ich habe eine Nacht im Dezember, vom 23.-24. 2001 20 Stunden ( erfolglos ) bei 15 Grad unter Null in Nadlac verbracht.
Liebe Grüße aus dem Saarland, XX17, Saarbrücken
Tue 4/28/2020 8:10 PM
Sehr geehrter Herr Radin,
ein einfaches Dankeschön für diese weltoffenen Gedanken, die Sie in Ihrem Buch sehr bildhaft dargestellt haben. Gerade in der jetzigen schwierigen Zeit haben wir Ihre „Geschichte“ sehr intensiv wahrgenommen.
Alles Gute auf Ihrem weiteren Lebensweg. Bleiben Sie gesund!
Liebe Grüße aus Liezen, XX16
Thu 3/19/2020 5:30 PM
Grüß Gott lieber Milan Radin,
Ich habe mit großem Interesse innerhalb kürzester Zeit ihr Buch „Wir waren Niemand – Meine Flucht aus Rumänien – Von Temesvar nach Graz 1989 – gelesen. Ich war fasziniert, mit wieviel Liebe sie aus ihrer Jugend mit ihrem besonderen Freundeskreis erzählen. Ich fühlte mit ihnen, wie sie trotz Schneefall und eisiger Temperaturen nur in der Unterhose das Gewässer überquerten, wie sie mit großen Schmerzen und übermächtiger Müdigkeit über die Felder zogen. Ihr Wunsch nach Freiheit hat in ihnen fast übernatürliche Kräfte geweckt – und nur deshalb gelang die Flucht. Ihre Schilderungen habe mich innerlich so berührt, dass ich manchmal die Tränen zurückhalten musste. Ich bewundere, wie sie trotz großer Widerstände die Matura und das Universitätsstudium geschafft haben und auch ihren beruflichen Werdegang.
Lieber Milan, ich wünsche ihnen Gottes Segen für ihren weiteren Lebensweg!
DANKE FÜR DAS GROßARTIGE, BERÜHRENDE LITERARISCHE WERK!
Ihr beeindruckter XX15 aus Köflach
Thu 2/20/2020 11:14 AM
Hallo Milan!
Wirklich gut, wenn du eine so gute Resonanz auf dein Buch hast, ich muss auch sagen, ich hab es einerseits sehr gut lesbar gefunden, auch teilweise spannend – aber vor allem auch sehr informativ, denn ich glaube nicht, dass viele Menschen darüber Bescheid wissen, was damals in Rumänien los war. Hab zwar Herta Müller gelesen, doch da kommt das ganz anders rüber, natürlich auch die Repressalien und auch wirklich gut, doch den historischen Background find ich einfach sehr hilfreich und interessant.
liebe Grüße wohinauchimmer 😉 XX14
Thu 1/23/2020 10:27 PM
Servus Milan,
ich habe sehr gute Rückmeldungen bekommen. Die Leute sind teilweise begeistert nach Hause gegangen und haben viele neuen Eindrücke mit genommen.
Beigefügt die Bilder zur Verfügung und der Link auf meine FB Seite Gasthaus zur Ennsbrücke.
Vielleicht bist Du wieder einmal in der Gegend dann schau doch kurz vorbei.
Ganz liebe Grüße, XX13
Sun 1/5/2020 3:04 PM
Buna ziua,
in urma cu cateva minute am terminat de citit cartea si ma grabesc sa va scriu cateva randuri.
Lectura cartii m-a facut sa-mi amintesc ce s-a intamplat cu noi (EU SOTIA SI FIICA NOASTRA) in acel decembrie 1989. Drumurile noastre au mers in paralel pana la intrarea in Austria, noi am intrat pe 13 decembrie 1989. Asa ca suntem de 30 de ani in Austria.
Cu stima, XX12 (Graz)
Sent: Friday, January 3, 2020 5:45 PM
Lieber Milan, danke für die freundliche Nachricht!
Vom Buch bin ich nach wie vor tief beeindruckt und es ist wahrlich unglaublich, was hier vor unserer Haustür passiert ist. Ich bin aber soweit Realist, dass für mich – leider – keine besondere Verbesserung im menschlichen Zusammenleben ersichtlich ist. Es haben sich halt nur die Bereiche um einige Autostunden nach Süden/Südosten verschoben. Ich brauche ja nur die Tagesnachrichten aus dem nahen Osten/arabischen Lebensraum ansehen – es ist zum Fürchten !!!
Mit besten Grüßen aus Admont, XX11
Thu 1/2/2020 11:31 AM
Sehr geehrter Herr Mag. Radin!
Ich habe Ihr Buch mit sehr grossem Interesse gelesen. Danke, dass Sie Ihre Leser auch an Ihrem persönlichen Leben recht intensiv teilhaben lassen. Ich war erstmals 1998 in Rumänien, habe in Mircurea Ciuc EU-Seminare für dortige Beamte gegeben und bin seitdem meist beruflich regelmäßig von Maramures bis Constanta und von der Republik Moldau bis Temeswar dort gewesen.
Ihren ersten Fluchtversuch und die nachfolgenden Anhaltungen müssen eine furchtbare Erfahrung gewesen sein und Ihre tatsächliche Flucht hätte ich als westliches Wohlstandskind (1989 war ich 25) niemals nicht mal am ersten Tag überlebt. In Temeswar war ich zwei- oder dreimal, eine Stadt, die ich sehr sehr gerne mag. Wirklich Klein-Wien mit netten Menschen. Ich war auch im Revolutionsmuseum, aber auch im Palast des Volkes in Bukarest. Ich kenne Leute, die ebenfalls um 4 h früh für Milch angestanden sind und beim Besuch des Diktators mit Blumen gewunken haben, in Hermanstadt habe ich mal eine junge Frau kennengelernt, deren Vater auf Seiten der Miliz oder Securitate war und geschossen hat. Sie hat beklagt, wie unrecht ihre Familie danach behandelt worden sei.
Romania libre sag ich jetzt noch manchmal als Gruss, wenn ich Rumänen treffe.
Nochmals Danke für Ihre spannendes Buch und wirklich Hut ab, was Sie erlebt, durchgemacht und wie Sie weitergemacht haben,
mit besten Wünschen, XX10 (Wien)
Mon 12/23/2019 9:42 AM
Zum Buch muss ich sagen, dass ich tief bedrückt und beeindruckt (ich bin eigentlich nicht sensibel !!!) bin über die Zustände, die da über Jahrzehnte vor unserer Haustür geherrscht haben.
Wir haben die Letzten Wochen vor dem Umbruch und dann den tatsächlichen Umbruch schon medial mitbekommen, aber über die Zeit davor gab es kaum wirklich aufklärende Berichterstattung. Die „sozialistischen Freunde“ haben da auch ganz gut zusammen gehalten.
Ich freue mich auf die Lesung, mit freundlichen Grüßen, XX9
Mon 12/16/2019 12:55 PM
Ich habe das Buch mittlerweile ganz gelesen, es ist spannend geschrieben und inhaltlich sehr interessant. Und eigentlich ist es, trotz der vielen traurigen historischen Ereignisse und Details, eine Art Liebeserklärung an Ihre vielsprachige Heimatregion und an die Menschen, die dort leb(t)en.
Ein großes Kompliment!
Liebe Grüße und schöne Weihnachtsfeiertage, XX8 (Wien)
Sat 12/7/2019 4:10 PM
Hi,
Heute fertiggelesen. Es war sehr interessant in vielerlei Hinsicht.
Einerseits in seiner geschichtlichen Dimension, weil es eine Geschichte ist die Geschichte greifbar und lebendig macht.
Auch persönlich sehr lehrreich- und beschämend weil ich vieles damals nicht gefragt, verstanden habe und mir viel entgangen ist.
XX7 (Wien)
Wed 12/4/2019 9:08 AM
Hallo Milan!
Es ist toll, dass du deine „unglaubliche“ Geschichte in ein Buch verfasst hast.
Ich kann mich noch gut an dich beim TuS Admont erinnern, wo wir einige Zeit miteinander gespielt haben und sehr viel Spaß hatten -> und auch den Meistertitel errungen haben -(> hierzu habe ich dir einen Zeitungsausschnitt angefügt).
Ich wünsche dir weiterhin alles Gute für die Zukunft und vielleicht sieht man sich ja irgendwann wieder mal!
Viele Grüße, XX6 (Admont/Hall)
Sent: Wednesday, October 30, 2019 9:21 AM
Dear Milan Radin,
many thanks for the book you gave to me including the nice words, you have written in. I think, it is very much impressive and it is extremely good, that you are reporting what has happened, because I have some suspicion that we are not really learning out of history, which for sure is really necessary. I will study it, because it is an important experience, you are delivering to us.
All the best, Dr. XX5 Vizekanzler a. D. (Vienna)
Sent: Wednesday, October 30, 2019 5:27 PM
Lieber Herr Radin,
Und ich lese das Buch mit großem Interesse – noch bin ich in „Rumänien“ (nach dem ersten Fluchtversuch). Ich finde es jedenfalls stilistisch und formal sehr erfrischend.
Liebe Grüße, XX4
Wed 11/6/2019 2:30 PM
Lieber Milan,
Zum persönlichen: ich bin von deinem Buch sehr begeistert! Teilweise konnte ich mir gar nicht vorstellen, was du alles erlebt hast! Wahnsinn! Und dein Leben in Rumänien war sehr interessant – darüber haben wir ja nie geredet und es waren echte Augenöffner dabei! Manche Dinge die du beschrieben hast, scheinen fast dystopisch zu sein und waren/sind von meiner Lebenswelt weit entfernt (da habe ich als Jugendliche fast nix mitbekommen).
Nochwas: irgendwie hast du in meiner Erinnerung schon immer super Deutsch gesprochen! 😉
Ganz liebe Grüße, XX3 (Salzburg/Wien)
Mon 6/17/2019 11:55 AM
Lieber Herr Radin
Ich bin schwer beeindruckt – nicht nur von Ihrer Geschichte an sich, sondern auch, wie Sie den Text literarisch gestaltet haben. Die Rückblenden während der Flucht steigern das Dramatische der Geschichte!
Eine schöne Woche noch und herzliche Grüße aus Hitzendorf, XX2
Tue 5/7/2019 3:02 PM
sehr spannend zu lesen!
LG, XX1
Lovelybooks // Buecherseele79
Sehr zeitintensiv aber unglaublich gut umgesetzt. Ich hatte zu Beginn zwar meine Probleme, muss aber sagen dass es mit den verschiedenen Redewendungen, politischen Aussagen, Berichtserstattungen und den ganzen „Fremdworten“ sehr interessant und gut umgesetzt ist, dass man sich wirklich seine Gedanken macht und nicht hopp la hopp durch das Buch lesen kann. Man muss sich die Zeit nehmen, hin und wieder kurz durchatmen, aber das musste Milan auch und es ist eine wahre und sehr bewegende Geschichte. Gerade für Leute die diese Zeit nicht kennen, oder wie ich erst 10 Jahre alt war und das gar nicht nachvollziehen konnte und kann sind solche Bücher Gold wert. Nur so lerne ich, nur so erfahre ich Geschichte hautnah und authentisch und kann mir ein eigenes Bild machen, meine Gedanken und bin aktuell froh dass ich in einer freien Demokratie zuhause sein darf.
Das Ende, das letzte Kapitel hat mich sehr bewegt, man mag die Beweggründe der Länder irgendwo verstehen, ich denke man kann es auch heute auf die Flüchtlinge ummünzen die zu uns kommen – aber wieviele von diesen Menschen haben einen hohen oder überhaupt einen guten Schulabschluss? Warum dürfen die nicht arbeiten, studieren, lernen? Es ist doch mitterweile bekannt dass wir mit dem alten Schulstystem so hinten dran sind, andere Länder, weniger fortschrittlichere, sind in Bildung und Wissen viel weiter und höher. Anstatt für Pflege und Co neue Leute in Asien und Co zu suchen sollten man diesen Menschen, die neu bei uns sind, alle Chancen einräumen und geben. Ich bin mir sehr sicher dass viele Zweige davon profitieren würden, auch wir als Gesellschaft. Und Milan hat gezeigt dass er Respekt vor seinem Heimatland, seinem neuen Zuhause hat, dass er lernen will, Geld verdienen, dass er ebenso die Türen haben möchte wie die anderen Menschen auch und ich habe einen grossen Respekt vor ihm.
Danke dass ich das Buch und seine Geschichte kennenlernen durfte.
Lovelybooks // Waschbaerin
Oh, da bist du aber schnell beim Lesen. Für dieses Buch brauche ich etwas mehr Zeit. Das liegt aber nicht nur daran, dass ich noch eine aktuelle Leserunde beenden muss, sondern in erster Linie an dem harten Schicksal der Menschen in dieser Zeit. Bei einem Roman tue ich mich leichter, denn ich weiß, es ist „nur ein Roman“, dahinter stehen keine realen Personen. Zwar dienen oftmals tatsächliche Erlebnisse als Grundlage, aber es fließt auch immer sehr viel Phantasie mit ein und das gibt mir eine Distanz.
Aber dieses Buch ist die Beschreibung von menschlichen Qualen und realem Leben.
Da frage ich mich beim Lesen wie es wäre, würde nächste Nacht jemand an unserer Haustür klingeln und uns befehlen, innerhalb kürzester Zeit alles beisammen zu haben, da wir abgeholt und abtransportiert würden. Ich muss gestehen, es gelingt mir nur ansatzweise. Wie sagte vor Jahren mal unsere Tochter, als wir den russischen Teil von Ostpreußen besuchten: „Was habe ich ein Glück! Ich bin zur richtigen Zeit und im richtigen Land geboren“. Genau so denke ich bei dieser Lektüre auch. Es ist nicht mein Verdienst, dass ich in einem freien Land auf die Welt kam. Gerade dieses Bewusstsein macht mich so betroffen, wenn ich solche Bücher lese.
Was haben wir hier für ein Glück!
Lovelybooks // Buecherseele79
Zu Beginn des Buches war es schwer mit den fremden Worten, den Sätzen, ect., mitterweile ist das aber übergegangen in den Lesefluss und ich finde dass es durch diese Aufmachung des Textes besticht, es tiefer und eher greifbar ist als wenn man es einfach so lesen könnte.
Was ich am meisten bewundere- der Zusammenhalt der Menschen, auch oder gerade in den Gefängnissen, wie sie sich gegenseitig Mut zusprechen, aufmuntern, aufeinander aufpassen und hier sitzen die Menschen die wissen – es läuft soviel falsch, wir würden nicht flüchten wenn alles so toll wäre, in Rumänien.
Auch die Gedanken unseren jungen Protagonisten sind bemerkenswert, erst hat er an das ganze System geglaubt und umso älter er wurde, umso eher und mehr hat er bemerkt – hier stimmt vieles nicht, das kann es nicht sein, es ist alles eine Lüge. Die Menschen werden durch die „Reise in die Gefängnisse“ regelrecht zermürbt und sollen wohl zum aufgeben gezwungen werden, wie gesagt, ich bewundere ihren Mut und ihre Hoffnungen. Denn die ist wenigstens noch geblieben.
Ein sehr guter, wichtiger aber auch erschreckender Kontrast sind die Texte in der anderen Schrift die sich auf den Machtführer beziehen, wir haben das Bild und die Wahrheit der Bevölkerung vor Augen, lesen und fühlen es mit und dann diese „heile Welt“ und ich bin super von ihrem Machtinhaber. Das ist ein sehr großer Unterschied der erschreckender nicht sein könnte. Und ich muss mir immer vor Augen führen dass dies sich wirklich so zugetragen hat. Wie gesagt, ich war damals keine 10 Jahre alt als dies alles in Europa passiert ist, umso schrecklicher finde ich diese Tatsachen nun.
Auch bewundernswert und oft zum mitlachen – der Humor, der feine aber auch der garstige, aber ja, Humor hilft manchmal über den größten Schrecken hinweg und ich musste mehr als einmal mitschmunzeln. Sehr gelungen, sehr erschreckend, und informativ bewegend.
Lovelybooks // jam
Wahnsinn, wie lange einem die Flucht vorkommt, dabei waren es nur ein paar Tage. Man hat das meist so diese Vorstellung, Flucht, in ein Fahrzeug, ein rascher Akt. Doch wie viel Planung, Zufall, Glück und Pech da mitspielen, sich auf Menschen verlassen müssen, hoffen, dass sie es gut mit einem meinen und einen nicht ausliefern… Wie in Milan Radins Fall die unglaubliche Kälte dazu, die Strapazen….
Die Angst, im falschen Land aufgegriffen und zurückgeschickt zu werden…
Und jetzt haben sie die Grenze vor Augen, die letzten Meter. Zum Abschluss der Brief seines Freundes, der ihm erzählt, wie dramatisch sich die Lage zugespitzt hat, wie es jetzt in seiner alten Heimat aussieht…
Auch wenn ich mich an die Art, wie die Rückblicke lose dazwischen sind, wohl nicht mehr gewöhnen werde, so sind die Abschnitte wahnsinnig interessant. Wie es Rumänien und anderen sozialistischen Staaten zuging, wie bestechlich das System war, wie korrupt und falsch die hohen Mächte in einem Land, in dem alle gleich sind…
Lovelybooks // Buecherseele79
Es ist ein wahrlich perfides System. Bei der Nummer an der Jacke und dass sie für alles, für eine Person steht, da musste ich an die Nummern der KZ- Häftlinge denken. Auch dass sie mit der Glatze als Schmarotzer gelten und enttarnt sind ist sehr schmerzhaft und menschenunwürdig. Es ist unglaublich wie dieses System arbeitet!
Und dann diese Meldungen des Machtinhabers zwischendurch der ein ganz anderes, tolles Bild von sich hat, von seinen Entdeckungen, seinen Ideen, wie toll es seinem Land geht, wie geschlossen die Menschen hinter ihm stehen, es ist widerwärtig!
Mir gefällt der Wandel unseres Protagonisten denn er meint nicht dass er schon als Baby merkte in seinem Land geht es nicht demokratisch zu. Er hat sich von alldem auch mitreissen lassen, klar, als Kind ist das vielleicht alles faszinierend, neu, toll, man fühlt sich als Eins und nicht jeder für sich, aber umso älter er wurde umso mehr konnte er erahnen, einen Blick hinter die Kulissen werfen.
Und dann die Lehrer die ihren Machtinhaber loben, seine „Leidensgeschichte“ erzählen, wie sie ihn feiern und da sitzen Jugendliche die nichts zum essen haben, mit Stromausfall und Reduzierungen in allen Lebensbereichen leben müssen und sollen ihren Anführer für diesen Mist feiern? Es ist unglaublich wie dumm die Oberen die „kleinen Leute“ halten und meinen sie können sie mit ihren dumme und verlogenen Phrasen nähren.
Wie wichtig das Fussball spielen geworden ist, diese Gemeinschaft, ich glaube dieser innere Zusammenhalt gegen das System ist ein großer Hoffnungsschimmer der einen immer wieder hochzieht. Ich bekam Gänsehaut als er erzählte wie die Nachbarin eine ganze Nacht mit der Securitatea in ihrer Wohnung sein musste, man kann es sich denken und möchte es doch nicht genauer erfahren, grausam.
Lovelybooks // Waschbaerin
Dass die Lehrer den obersten Machtinhaber loben und dabei lügen, dass sich die Balken biegen, darf uns doch nicht wundern. Würden sie es nicht tun, könnten sie nicht länger als Lehrer arbeiten. Im Dritten Reich war es doch nicht anders. Ein Lehrer der tatsächlich die Wahrheit gesagt hätte, wäre verhaftet worden. Bei Priestern ist es ja oft genug passiert. Von der Kanzel wurden einige heruntergeholt und abgeführt.
Totalitäre Staaten können nur so funktionieren. Sozialismus bis zum Erbrechen.
Lovelybooks // jam
Ja, es hat schon starke Ähnlichkeit mit dem, was vor und im zweiten Weltkrieg passiert ist. Kein Name, nur eine Nummer, wie schrecklich. Trotz allem machen die Kinder und Jugendlichen das, was sie immer machen, spielen, Banden gründen, ihre Grenzen ausloten. Gerade weil es so viele zusätzliche Regeln gibt, rebellieren sie wohl umso mehr.
Jede Kleinigkeit, jeder jugendliche Leichtsinn wird als Sabotage am System betrachtet, irre! Niemandem kannst du trauen…
Die Rückblenden und eingeworfenen Lobeshymnen auf den Staat und sein Oberhaupt ergänzen, runden das Bild ab. Manchmal bringen sie mich aber auch ganz schön durcheinander, was wann wo wie zusammengehört in der chronologischen Abfolge.
Lovelybooks // Waschbaerin
Mir gefällt das Buch nach wie vor gut. Obwohl „gut gefallen“ nicht die richtigen Worte sind.
Staaten, die ihre Bürger einsperren müssen weil diese sonst weglaufen, können gar nicht funktionieren. Wäre das Leben in so einem Land lebenswert, alle würden bei ihren Familien bleiben.
Der Schauspieler Sabin Tambrea erzählte mal in einem Interview von seinen Großvater, der nur dafür verhaftet und gefoltert wurde, weil er jemanden bei sich übernachten ließ, der als Staatsfeind galt. Die ganze Familie war davon betroffen und stand wohl auch am Pranger.
Lovelybooks // Buecherseele79
Hier fand ich den Abschnitt unheimlich interessant und facettenreich denn wir erfahren wie es ihnen auf der Flucht ergeht, welche Strapazen sie auf sich nehmen aber auch wie sich eine bunte Gruppe zusammengewürfelt gemeinsam ein neues Leben in Freiheit und Demokratie erträumt. Aber auch welche Ängste hier mitspielen, dass man verraten, erwischt oder gefangen genommen wird.
Gleichzeitg erhält man einen Einblick in die Spiele, die Schule, die Propaganda welches die Kinder ausgesetzt sind, dass sie eigentlich nichts haben aber trotzdem das Beste aus den Situationen machen, das hat mich sehr bewegt. Auch zu sehen dass sie für Ernteaufträge rekrutiert wurden, dass dieses System total nach hinten losgeht und die Landwirte das nicht mehr stemmen konnten bzw. es einfach billige Kräfte waren die für den Wohlstand der hohen Tiere rackern mussten.
Auch der Brief zum Ende war sehr bewegend und zeigt auf was sich Milan nicht vorstellen kann was dann doch noch in seinem Land passiert ist.
Nun bin ich gespannt wie es mit ihnen weitergehen wird.
»Milan Radins Geschichte, die er in diesem Buch darlegt, ist ein Zeitzeugnis, das die Ereignisse in Rumänien und während des Jahres 1989 besser beleuchtet und sie uns verstehen lässt.«
Dr. Heinrich Schnuderl, Ehem. Hochschulseelsorger von Graz
»Das abenteuerliche Leben des Milan Radin und seine Flucht aus dem diktatorischen Rumänien – geschildert wie in einem Abenteuerroman. Heftig!«
Kleine Zeitung
Deportation in die Bărăgan-Steppe
Der Bărăgan in Rumänien | Das rumänische Banat |
Die Deportation in die Bărăgan-Steppe oder Bărăgan-Deportation war eine durch die kommunistische Regierung Rumäniens 1951 organisierte Verschleppung von über 40.000 Menschen unterschiedlicher Ethnien, davon etwa ein Viertel Rumäniendeutsche, aus dem Grenzgebiet zum damaligen Jugoslawien in die zwischen der Hauptstadt Bukarest und der Donau gelegene Bărăgansteppe. Betroffen hiervon waren die Bewohner des westlichen rumänischen Banats aus einem 25–50 Kilometer breiten Gebiet entlang der rumänisch-jugoslawischen Grenze zwischen Beba Veche im Kreis Timiș und Gruia im Kreis Mehedinți. Die Verschleppung endete 1956.
Die Deportation
Mittels einer Deportation sollten Kapitalisten und andere Gegner des Kommunismus, die sogenannten Klassenfeinde, unschädlich gemacht werden. Die rumänische Führung bezweckte zugleich, den einsetzenden Widerstand gegen die bevorstehende Kollektivierung der Landwirtschaft in Rumänien zu brechen, sowie die verstärkte Besiedlung der dünnbesiedelten Gebiete des Bărăgans und die Urbarmachung des ungenutzten Steppenbodens, um diesen für die Landwirtschaft zu gewinnen.
Die Deportation erfolgte aufgrund des Beschlusses Nr. 344 vom 15. März 1951 des Ministerrats der Rumänischen Volksrepublik:
Das Ministerium für innere Angelegenheiten wird ermächtigt, auf Grundlage dieses Beschlusses die Umsiedlung jedwelcher Personen aus überbevölkerten Gebieten zu verfügen, deren Anwesenheit in dieser Zeit nicht gerechtfertigt ist, sowie die Umsiedlung aus jedwelcher Ortschaft jener Personen anzuordnen, die durch ihre Einstellung dem werktätigen Volk gegenüber den Aufbau des Sozialismus in der rumänischen Volksrepublik schädigen. Den Umgesiedelten kann in jeder Ortschaft Zwangsaufenthalt verordnet werden.
Mitglieder der Koordinierungskommission waren die stellvertretenden Minister Alexandru Drăghici, Marin Jianu, Generalleutnant der Miliz Pavel Cristeseu und der Generalmajor der Securitate Vladimir Mazuru (Vladimir Mazurov). Der damalige Innenminister Teohari Georgescu und die damalige Außenministerin Ana Pauker (Hannah Rabinsohn) zählten als Mitglieder des Politbüros der Rumänischen Arbeiterpartei zu den Hauptinitiatoren und Organisatoren der Deportation.
Am 14. November 1950 erstellte der Geheimdienst Securitate für die bevorstehenden Deportationen den Plan zur Evakuierung von Elementen über einen Abschnitt von 25 km, deren Präsenz eine Gefahr für das Grenzgebiet mit Jugoslawien darstellen, die innerhalb von drei Monaten abgeschlossen sein sollte.
Anders als bei der Verschleppung von Rumäniendeutschen in die Sowjetunion zum Ende des Zweiten Weltkrieges, bei der nur Personen deutscher Volkszugehörigkeit im arbeitsfähigen Alter verschleppt wurden, waren von der Bărăgan-Deportation außer Deutschen, Serben, Ungarn und Bulgaren auch Rumänen, insgesamt 12.791 meistens komplette Familien, betroffen, insgesamt 40.320 Personen aus 297 Dörfern. Aus dem Banat (KreisTimiș und Caraș-Severin) waren 33.446 Personen und aus Oltenien (Kreis Mehedinți) 6.874 betroffen.
Die Zielgruppe von 40.320 Personen unterteilte sich wie folgt:
- 034 Kulakenund Schankwirte
- 330 Fremde Staatsbürger
- 477 Bessarabier
- 557 Mazedo-Rumänen
- 344 Wehrmachtskollaborateure
- 257 Spitzenfunktionäre der Deutschen Volksgruppe in Rumänien(DViR)
- 657 Schmugglerund Schlepper
- 054 Titoisten
- 218 Verwandte derer, die in das Ausland geflüchtet waren
- 731 Feinde der „sozialistischenOrdnung“
- 367 Helfer des „AntikommunistischenWiderstands“
- 162 Großgrundbesitzerund ehemalige Industrielle
- 341 Politisch Verurteilteund Kriminelle
- 590 Personen, die außerhalb des Grenzgebietes lebten
- 21 Kaufleute
- 180 Sonstige
Von diesen Personen hatten 9.410 deutsche Volkszugehörigkeit.
Die Deportierten wurden in der Bărăgan-Ebene im Gebiet der heutigen Kreise Călărași, Ialomița, Brăila und Galați angesiedelt.
Sie erbauten 18 neue Dörfer: Viișoara (erster, provisorischer Name: Mărculeștii Noi), Răchitoasa (Giurgenii Noi), Olaru (Roșeții Noi), Salcâmi (Jegălia Noua), Dâlga (Dâlga Nouă), Movila Gâldăului (Petroiu Nou), Valea Viilor (Feteștii Noi), Fundata (Perieții Noi), Dropia (Dragalina Nouă), Pelican (Borcea Nouă), Ezeru (Cacomeanca Nouă), Lătești (Bordușanii Noi), Măzăreni (Urleasca Nouă), Zagna (Vădenii Noi), Bumbăcari-Dudești (Tătaru Nou, Dudeștii Noi), Schei (Stăncuța Nouă), Brateșu-Frumușița (Borcea Nouă), Rubla-Valea Călmățuiului (Însurățeii Noi).
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Ablauf
Die Deportationen begannen am 16. Juni 1951 mit Hilfe von 10.229 Angehörigen der Grenztruppen-Akademie in Oradea und Vertretern einer Schule für Feuerwehrleute. 1.964 Soldaten bildeten eine Interventions-Reserve. Den Oberbefehl hatten der stellvertretende Innenminister Generalmajor Mihai Burcă und der Minister der „Truppen für die innere Sicherheit“ (rumänisch trupele de securitate), Generalmajor Eremia Popescu.
Die betroffenen Dörfer wurden von Truppen umzingelt und die auf Listen erfassten und von der Deportation betroffenen Personen in der Mitte der Nacht geweckt und aufgefordert, sich innerhalb von zwei Stunden am örtlichen Bahnhof einzufinden. Sie durften nur mitnehmen, was sie tragen konnten. Der Rest ihrer Habe wurde von speziell eingerichteten Kommissionen zu einem Bruchteil des Wertes aufgekauft.
Für den Transport wurden 2.656 Reisezugwagen und 6.211 Güterwagen bereit= gestellt. Oft mussten sich zwei oder drei Familien einen Waggon teilen. Das Ziel ihrer Reise wurde ihnen nicht mitgeteilt. Die ersten Züge verließen das Gebiet zwischen dem 16. und 20. Juni 1951. Wegen des Mangels an Zügen mussten viele der Betroffenen zwei oder drei Tage in der Sommerhitze ohne Schutz ausharren. Die durch Truppen gesicherten Züge vermieden Stopps an den regulären Haltestellen, um Kommunikation mit anderen Bürgern zu verhindern.
Nach der Ankunft wurden einige wenige „glückliche“ Deportierte besonderen Siedlungen mit sowjetischen Namen wie Iosip Clisitch (hier 859 Personen) zugewiesen, wo sie in behelfsmäßigen Lehmhütten mit Strohdächern untergebracht wurden. Die Mehrheit wurde auf Stoppelfeldern ausgesetzt, wo ihnen ca. 2.500 m² große und mit Pflöcken abgesteckte Haus- und Gartenplätze zugewiesen wurden. Wasser und Brot wurden nur sporadisch verteilt. Viele Kinder litten unter der Hitze.
Trotz des allgegenwärtigen Mangels und der unwirtlichen Umstände mit heißen Sommern und Dauerfrost und Schneestürmen (Crivăț) im Winter gelang es den Deportierten, einfache Häuser aus Lehm und Holz zu errichten. Zuerst dienten mit Planen bedeckte Gruben als Behausung. Danach begann das Schlagen von Lehmziegeln für den Häuserbau; gedeckt wurden die Häuser vielfach mit Schilfrohr. Es war überlebensnotwendig, Brunnen zu erschließen und dem Boden eine Ernte abzuringen.
Die Deportierten durften sich nur in einem Umkreis von 15 km von ihrem Wohnort bewegen und trugen im Personalausweis über dem Lichtbild den Vermerk „D.O.“ (rumänisch Domiciliu Obligatoriu, deutsch Zwangsaufenthalt). Besuch von auswärts war verboten.
Etwa ein Viertel der Betroffenen verstarb während der Deportation (etwa 1.600 Deportierte wurden im Bărăgan begraben). Von den 9.413 deutschen Verschleppten aus 64 Ortschaften verstarben 629 in der Deportation.
Rückkehr
Erst 1956 musste Rumänien beim Eintritt in die UNO die Lager der Bărăgan-Steppe auflösen, wonach den überlebenden Verschleppten die Heimkehr erlaubt wurde.
Das Dekret Nr. 2694 vom 7. Dezember 1955 regelte die Heimkehr der Deportierten, wie auch die Rückerstattung ihres Feldbesitzes und ihrer Häuser. Darin wurde festgelegt, dass alle Personen, die aufgrund des Ministerratsbeschlusses Nr. 326 S von 1951 zur Sicherstellung der nötigen Arbeitskräfte in den Staatsgütern der Regionen Ialomița und Galați in ihre Herkunftsgebiete zurückkehren durften, dort ihre Felder und Häuser rückerstattet bekommen.
In dem Beschluss wurde den inzwischen gegründeten Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften, auch Kollektivwirtschaft genannt, empfohlen, die Bărăgan-Heimkehrer als Mitglieder aufzunehmen. So hatte man mittels der Deportation in den Bărăgan neben dem „Klassenfeind“ auch den Widerstand gegen die Kollektivierung der Landwirtschaft in der Grenzzone beseitigt.
Die landwirtschaftlichen Flächen wurden 1956 nicht zurückerstattet, da sie bereits in den Besitz der Kollektiv- und Staatswirtschaft übergegangen waren. Die Häuser waren von Zuwanderern besetzt oder verfallen. Für die deutschen Rückkehrer bedeutete der Ministerratsbeschluss jedoch mit einigen Einschränkungen die Rückgabe ihrer 1945 enteigneten Häuser. Der Anteil der Beschäftigten deutscher Volkszugehörigkeit in der Landwirtschaft ging allerdings von 74 Prozent (1948) auf 22 Prozent (1956) zurück.
Die im Bărăgan zurückgelassenen Steppensiedlungen wurden von den rumänischen Behörden größtenteils zerstört. Nur einige der Siedlungen wurden danach zur Unterbringung von politischen Häftlingen in Arbeitslagern zweckentfremdet. Politische Häftlinge arbeiteten in den Dörfern Rubla (Rubel), Fundulea oder Lațești.
Reaktionen
Internationale Proteste
Der Bayerische Landtag verurteilte am 25. September 1951 die Deportation als die gewaltsame Vertreibung von zehntausenden von Menschen aus ihrer Heimat als Verhöhnung der Menschenrechte.
Der Deuthsche Bundestag stellte in seinem Protest vom 17. Oktober 1951 fest, dass die Deportation in die Bărăgan-Steppe „unter Bedingungen, die den Gesetzen der Menschlichkeit und der Menschenwürde Hohn sprechen“, stattgefunden hätten. Das Parlament forderte die Bundesregierung unter dem Kabinett Adenauer auf, ihren Protest bei den Vereinten Nationen einzureichen.
Reaktion der Betroffenen
Unter vielen Betroffenen mit deutscher Volkszugehörigkeit reifte nach der Verschleppung der Entschluss, so bald wie möglich Rumänien zu verlassen und vornehmlich in die Bundesrepublik Deutschland oder Österreich auszusiedeln. Möglich wurde dies für die meisten erst infolge eines Abkommens zwischen der Bundesrepublik und Rumänien im Jahre 1978. Seit diesem Zeitpunkt begann ein enormer Aussiedlungsprozess, der sich in den 1980er Jahren noch verstärkte und auch nach der Rumänischen Revolution 1989 nicht aufzuhalten war.
Die Volkszählung von 2002 ergab für die Kreise Timiș, Arad und Caraș-Severin nur noch 25.244 Personen deutscher Volkszugehörigkeit, andere Quellen sprechen von etwa 19.000 verbliebenen Banater Schwaben im Jahr 2002.
Rehabilitation und Wiedergutmachung
1990 wurde von der rumänischen Regierung das Gesetz Nr. 118/1990 erlassen, durch welches die Zeit der Zwangsarbeit und die der Deportation als Dienstjahre zur Berechnung der Rente angerechnet werden, wobei jedes Haft- und Internierungsjahr als ein Jahr und sechs Monate Dienstzeit zählt. Es handelt sich um Zeiten, in denen eine Person nach dem 6. März 1945 aus politischen Gründen in einem Zwangsaufenthalt wohnen musste oder nach dem 23. August 1944 ins Ausland deportiert wurde.
Am 1. Mai 1997 entschuldigte sich der rumänische Außenminister Adrian Severin bei dem deutschen Außenminister Klaus Kinkel für das Unrecht, das der deutschen Bevölkerung während der kommunistischen Diktatur zugefügt wurde. Neben der Deportation der Banater Schwaben in die Bărăgan-Steppe verurteilte er in dieser Erklärung sowohl das den Deutschen zugefügte Leid in der Nachkriegszeit als auch die Verschleppung der Deutschen zur Zwangsarbeit in sowjetische Arbeitslager und den entwürdigenden Menschenhandel in den 1970er und 1980er Jahren. Dabei verurteilte er zutiefst diese traumatischen Praktiken und sprach seine Entschuldigung für das Geschehene aus „als eine Geste der moralischen Wiedergutmachung an jenen Bürgern Deutschlands, die früher Bürger unseres Landes waren, deren Schicksal von solchen verdammenswerten Taten bleibend geprägt ist“.
Literatur
- Deportation der Südostdeutschen in die Sowjetunion 1945-1949. Haus des Deutschen Ostens, München 1999.
- Walther Konschitzky, Peter-Dietmar Leber, Walter Wolf: Deportiert in den Bărăgan 1951 – 1956. Banater Schwaben gedenken der Verschleppung vor fünfzig Jahren. Haus des Deutschen Ostens, München 2001, S. 186.
- Wilhelm Weber: Und über uns der blaue endlose Himmel. Deportation in die Baragansteppe. Landsmannschaft der Banater Schwaben, München 1998, ISBN 3-00-002932-X, S. 399.
- William Totok: Die Deportation in den Bărăgan. Aus dem archivalischen Nachlaß des rumänischen Stalinismus. in: Halbjahresschrift für südosteuropäische Geschichte, Literatur und Politik 7, 1995, S. 11–23.
- Elena Spijavca: Munci și zile în Bărăgan. Asociatia LiterNet, 2004, ISBN 973-7893-50-6, S. 130 (rumänisch).
- Rafael Mirciov: Lagărul deportării – Pagini din lagărul Bărăganului. Editura Mirton, Timișoara 1998 (rumänisch).
- Silvestru Ștevin: Desculț prin propriul destin. Editura Mirton, Timișoara 2002, ISBN 973-585-684-0, S. 262 (rumänisch).
- Silviu Sarafolean: Deportații în Bărăgan 1951-1956. Editura Mirton, Timișoara 2001, ISBN 973-585-424-4(rumänisch).
- Viorel Marineasa, Daniel Vighi, Viorel Screciu: Rusalii ’51: fragmente din deportarea în Bărăgan. Editura Marineasa, 1994, S. 240 (rumänisch).
- Viorel Marineasa, Daniel Vighi, Valentin Sămînță: Deportarea în Bărăgan – Destine, documente, reportaje. Timișoara 1996, S. 335 (rumänisch).
- Romulus Rusan (Hrsg.): Morţi fără morminte în Bărăgan (1951–1956). Verlag der Stiftung Academia Civică, Bukarest 2011, ISBN 978-973-8214-62-0, S. 182 (rumänisch).
- Erika Vora: Silent no more – Personal Narratives of German Women who Survived WWII Expulsion and Deportation. Xlibris, 2012, ISBN 978-1-4771-3781-9, S. 434 (englisch, eingeschränkte Vorschauin der Google-Buchsuche).
- Viorel Marineasa, Daniel Vighi: Baragan, 1951 – Fotometria unei deportari. Mirton, Timișoara 2015, S. 94 (rumänisch, Digitalisat[PDF]).
Video
- com, Bărăgan Deportari, Impressionen vom Leben während der Deportation, 3:00 Minuten
Weblinks
- eprocom.org, Association of the Former Deportees in Bărăgan, Timișoara, Bilder aus der Zeit der Deportation
- de, Geschichte, Bărăgan-Deportation
- liternet.ro(Memento vom 7. Oktober 2006 im Internet Archive) (PDF; 230 kB), Karte der rumänischen Gulags 1945–89, in rumänischer Sprache
- org, Donauschwaben Villages Helping Hands: Banat Danube Swabians and the Bărăgan-Steppe, in englischer Sprache
- kulturraum-banat.de, Elisabeth Packi: Bărăgan-Deportation
- ro, Smaranda Vultur, Assoziierte Professorin an der Universität des Westens Timișoara: Din istoria unei memorii Bărăgan 1951-1956, 23. Juni 2006, in rumänischer Sprache
- de, Der Spiegel, Wenzel Weigel: Die Aktion beginnt abends, 17. November 1951
- banater-schwaben.org, Banater Post, Elisabeth Packi: Meine Kindheit in der Verbannung, Erlebnisbericht, 15. Juni 2015
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Deportation_in_die_B%C4%83r%C4%83gan-Steppe
Rumänische Revolution 1989
Flagge ohne Wappen des sozialistischen Rumäniens als Zeichen der Revolution
Datum | 16. Dezember 1989 – 27. Dezember 1989 |
Ort | Rumänien |
Ausgang | Sieg der Revolutionäre |
Folgen | Hinrichtung der Ceaușescus, Wechsel zur Demokratie |
Konfliktparteien
Sozialistische Republik Rumänien | protestierende Regime-Gegner |
Rumänische Armee (bis zum 22. Dezember) | Rumänische Armee (ab dem 22. Dezember) |
Rumänische Armee (ab dem 22. Dezember) | Dissidentische Mitglieder der PCR (Kommunistische Partei) |
Verluste
1.104 Tote
3.352 Verletzte[1]
Die rumänische Revolution von 1989 war eine Kette von Demonstrationen, Unruhen und blutigen Kämpfen, die vom 16. bis zum 27. Dezember 1989 in Timișoara, Bukarest und anderen rumänischen Städten stattfand. Sie führte zum Sturz und zur Hinrichtung des rumänischen Diktators Nicolae Ceaușescu und seiner Frau Elena Ceaușescu und zum Ende des realsozialistischen Systems in Rumänien.
Vorgeschichte
Die Ära Ceaușescu
Flagge der PCR, seit der Revolution 1989 verboten
Nach seinem Machtantritt im Jahr 1965 erfreute sich Nicolae Ceaușescu zunächst einer beträchtlichen Popularität in Rumänien. Er setzte die von seinem Vorgänger Gheorghiu-Dej begonnene Politik einer vorsichtigen Abgrenzung von der Sowjetunion fort, was in der Nichtteilnahme an der Invasion des Warschauer Paktes in der ČSSR 1968 (Prager Frühling) gipfelte.
Rumänien öffnete sich für westliche Touristen und Investoren, nahm diplomatische Beziehungen zur Bundesrepublik Deutschland auf und wurde als erster Warschauer-Pakt-Staat Mitglied des IWF und der Weltbank.
Seiner innerparteilichen Konkurrenten entledigte sich Ceaușescu bereits in den 1960er Jahren mit einer vorgeblichen Entstalinisierungskampagne, in der er seine eigene Beteiligung am Stalinismus der 1950er Jahre, in denen er im Zentralkomitee der Rumänischen Kommunistischen Partei (PCR) für Organisation zuständig war, verschwieg. Seine scheinbar liberale Politik entzog einer möglichen Opposition die Themen.
Das änderte sich schlagartig nach einem Besuch in der VR China und in Nordkorea 1971. In seinen „Julithesen“ proklamierte er eine Laienkunstbewegung („Preis Dir, Rumänien!“), die zur Grundlage eines Personenkults wurde, der zunehmend auch seine Frau Elena umfasste. Damit stellte er Künstler und Intellektuelle ruhig. Ein Jahr später wurde die „Kaderrotation“ eingeführt, die verhinderte, dass andere KP-Funktionäre sich eine Hausmacht aufbauen konnten.
Nur Mitglieder der Familie Ceaușescu waren ausgenommen. 1974 ließ er sich zum Staatspräsidenten ernennen, dessen Dekrete Gesetzeskraft hatten – einmalig im sozialistischen Ländern. Ferner war er Oberbefehlshaber der Armata Română (Rumänische Armee).
Die PCR, die 1987 3,6 Mio. Mitglieder hatte,[2] wurde zum reinen Ausführungsorgan der Befehle Ceaușescus, Politik wurde in ihr nicht mehr betrieben.
Rumänien wurde ein Polizeistaat.
Wichtigste Stütze der Macht war die Geheimpolizei Securitate, in deren Führung auch ein Bruder Ceaușescus arbeitete: er leitete die Spezialschule der Securitate in Băneasa bei Bukarest. Obgleich ihre Abhörzentrale in Bukarest zu dieser Zeit zu den modernsten der Welt zählte, war kein Anschluss an das internationale Selbstwählnetz vorhanden – was eine Kommunikation mit dem Ausland erheblich erschwerte.
Am Ende der Ceaușescu-Zeit beschäftigte sie 14.259 hauptamtliche Mitarbeiter und zwischen 400.000 und 700.000 Informanten.[3] Viele Securitate-Offiziere übten einen bürgerlichen Beruf aus. Dadurch war die Securitate in allen Bereichen der Gesellschaft präsent.
Dissidenten wurden in Rumänien meist nicht wegen politischer Delikte angeklagt, sondern in psychiatrische Kliniken eingewiesen, in denen menschenunwürdige Zustände herrschten. Dies machte es Menschenrechtsorganisationen sehr schwer, politische Verfolgung aufzudecken und anzuklagen.
Intellektueller Opposition begegnete das Regime zunächst oft, indem es den Beteiligten die Ausreise anbot. So wurde eine Oppositionsbewegung, die sich 1977 um den Schriftsteller Paul Goma formierte, zerschlagen, auch der „Aktionsgruppe Banat“ um die deutschsprachigen Schriftsteller Richard Wagner und William Totok wurde dieses Angebot gemacht. Gingen sie darauf nicht ein, wurden sie unter Hausarrest gestellt, von der Securitate verhört und misshandelt. Mit härteren Mitteln bekämpfte das Regime Opposition in der Arbeiterschaft. Einem Streik von etwa 10.000 Bergarbeitern im Jiu-Tal 1977 begegnete Ceaușescu, der persönlich zu den Arbeitern sprach, zunächst mit ökonomischen Zugeständnissen, die 20 Anführer wurden jedoch kurz danach verhaftet und verschwanden teilweise spurlos, andere wurden unter Hausarrest gestellt; viele beteiligte Bergarbeiterfamilien wurden in andere Landesteile umgesiedelt und durch „politisch zuverlässige“ Arbeiter ersetzt, die für die Securitate arbeiteten.[4] Mehrere Versuche zur Gründung freier Gewerkschaften, wie zum Beispiel die SLOMR, wurden schon im Ansatz zerschlagen.[5]
Verelendung der Bevölkerung
Rumänische Lebensmittelkarte für Brot, 1989
Warteschlange für Speiseöl, 1986
Benzinbon für Auslandstouristen, 1980er Jahre
Großprojekt der 1980er Jahre: „Haus des Volkes“, heute Parlamentspalast
In den 1970er-Jahren nahm Ceaușescu ein ehrgeiziges, kreditfinanziertes Industrialisierungsprogramm in Angriff.
Die Wirtschaft des realsozialistischen Rumäniens war zur damaligen Zeit von starken strukturellen Ungleichgewichten geprägt, wobei der Schwerindustrie Vorrang gegeben wurde, was jedoch nicht mit den zur Verfügung stehenden Energie- und Rohstoffmengen des Landes in Einklang stand.
Die rumänischen Industrieprodukte fanden auf dem Weltmarkt kaum Abnehmer, und die notwendigen Energieimporte verschlechterten die rumänische Zahlungsbilanz. Diese Umstände führten zu einer Verdopplung der Staatsverschuldung Rumäniens während der Ölkrise zwischen 1979 und 1981, sodass Rumänien 1982 seine Zahlungsunfähigkeit erklären musste. Zum Abbau der Schulden wurden Importe rigoros beschränkt, die Überalterung der Industrie und des Ausrüstungsbestandes akzeptiert, sowie Exporte gleichzeitig forciert.
Ende 1989 hatte das Land seine Auslandsschulden von ehemals 6,9 Milliarden US-Dollar getilgt, jedoch hatte die einhergehende Austeritätspolitik schwerwiegende, an Hungersnöte grenzende Versorgungsprobleme sowie massive Verelendungstendenzen großer Teile der Bevölkerung mit sich gebracht.[6] Zur Erreichung der Ziele hatte Ceauşescu von der Bevölkerung „Hingabe und Opferbereitschaft“ gefordert.[7]
Die Versorgungssituation verschlechterte sich seit 1980 von Jahr zu Jahr.[7]
Im Sommer 1981 stand in den Westkarpaten vorübergehend kein Brot und wochenlang kein Maismehl zu Verfügung, in anderen Gebieten über Wochen oder Monate keine Eier oder Haferflocken; Milchprodukte und Käse waren rar; Butter und Speiseöl kamen selten, Reis und Kartoffeln unregelmäßig in die Geschäfte, oft standen die Regale leer; Fleisch war kaum verfügbar.[8]
Ab 1981 propagierte die Staatsführung verstärkt die „Wissenschaftliche Ernährung“ (rum.: Alimentaţia raţională); ein Konzept, das politisch schon 1975 beschlossen worden war und das Ziel hatte, die Bevölkerung zu einer normierten Ernährung „in Abhängigkeit von Alter, Geschlecht, physischer Anstrengung und physischem Zustand“ zu erziehen. Hierzu wurde eine genaue Aufschlüsselung formuliert, wie viel Nahrungsenergie, Proteine und Mineralien für welches Alter „wissenschaftlich“ notwendig seien.[7]
Bereits im Jahr 1980 gab es in einzelnen Regionen Lebensmittelrationierungen. Lebensmittelkarten für Güter des täglichen Bedarfs wurden großflächig im Sommer 1981 eingeführt, zudem wurden Strom und Benzin streng rationiert.[9]
Zur Stärkung des Personenkults um seine Person ließ sich Ceauşescu selbst bei der unpopulären Rationierung von Lebensmitteln als alleiniger Urheber und Ideengeber feiern.[10]
Verkäufer wurden angewiesen, die rationierten Produkte nur Bürgern zu verkaufen, die ihren Wohnsitz oder Arbeitsplatz in der entsprechenden Gegend hatten.[7] Mit sechs Monaten bis zu fünf Jahren Haft wurde bestraft, wer Öl, Zucker, Mehl, Reis, Kaffee und andere haltbare Nahrungsmittel über den monatlichen Familienbedarf hinaus einkaufte.[8]
Das „Schlangestehen“ war zum Bestandteil der täglichen Lebensführung geworden, zusätzlich wurde die Bevölkerung durch den nicht ausreichend funktionierenden Rationierungsmechanismus gezwungen, sich über informelle Kanäle mit den notwendigen Gütern zu versorgen.[7] Der Spiegel beschrieb die Situation 1985:
„Auch die ohnehin karge Versorgung mit Lebensmitteln hat sich seit Herbstbeginn katastrophal verschlechtert. Vor den Geschäften stehen lange Käuferschlangen um die kümmerlichen Waren an – meist warten sie vergebens. Fleisch gibt es nur noch für die in der Produktion Beschäftigten; Zucker, Butter, Pflanzenöl, Kaffee und Mehl sind knapp. In den Läden der Provinz liegen oft nur welke Kohlköpfe und faulige Kartoffeln in den Regalen […] Aber auch gegen den Mangel an Lebensmitteln hat Ceausescu […] seine eigenen Rezepte. In einer Fernsehansprache stellte er fest, es gebe gar keine Versorgungsmängel, sondern nur falsche Ernährungsgewohnheiten. Um fit zu bleiben […] reichten täglich 2800 Kalorien aus; Waldbeeren und Wurzeln seien ohnehin viel bekömmlicher als Fleisch und Brot. Immerhin rief er sein Volk dazu auf, in Haus und Garten, notfalls auch auf dem Balkon, als Ergänzung der vegetarischen Speisenkarte Tauben und anderes Nutzvieh zu halten.“[11]
In der rumänischen Bevölkerung etablierte sich in den 1970/1980er Jahren die amerikanische Zigarettenmarke Kent als zweite, inoffizielle[12] und beliebteste „Bakschisch“-Währung[13] als bevorzugtes Mittel für Tauschgeschäfte.[14][15][16]
Außer in Bukarest und an der Schwarzmeerküste wurde das Benzin ab 1982 für die Autos der Bevölkerung rationiert. Die Ration von 60 Liter Benzin pro Auto im Monat wurde bis auf 20 Liter reduziert. Auch für kleine Rationen musste unter Umständen tagelang angestanden werden. Kreisfremden Autos wurde eine Ration von 5 Liter Benzin pro Tankstelle zugeteilt. Für Auslandstouristen galten diese Beschränkungen nicht, solange sie für Benzinbons mit Devisen bezahlten.
Die Temperatur in den fernbeheizten Wohnungen wurde im Winter auf 12°C gedrosselt, manchmal wurde tagelang gar nicht geheizt.
Pro Haushalt durfte nur eine 25-Watt-Glühbirne eingesetzt werden,[17] Stromausfälle gehörten zum Alltag.
Ein Auto besaßen lediglich 5% der rumänischen Bevölkerung, 7,6% einen Staubsauger, 14,7% eine Waschmaschine und 19,6 Prozent einen Kühlschrank.[18]
Die Säuglingssterblichkeit war 1989 mit 2,69% die höchste Europas, der Durchschnitt lag bei 0,98%.[19] In den rumänischen Waisenhäusern, zum Beispiel im Kinderheim Cighid bei Oradea, wurden behinderte und ungewollte Kinder als Folgen des „Dekretes 770“ unter unwürdigsten Bedingungen schlimmer als Vieh gehalten,[20] zusätzlich bestand das Phänomen der Straßenkinder in Rumänien.
Das Fernsehprogramm wurde wochentags auf zwei Stunden verkürzt.
Ungeachtet der verzweifelten Lage der Bevölkerung nahm Ceaușescu neue Großprojekte in Angriff, die die Wirtschaftskraft des Landes völlig überforderten. 1984 wurde der Donau-Schwarzmeer-Kanal eingeweiht.
Das wichtigste Bauprojekt war das „Haus des Volkes“, der heutige Parlamentspalast, das größte zusammenhängende Gebäude Europas. Das Baumaterial sollte ausschließlich aus Rumänien stammen.
Auf den Palast führte eine dreieinhalb Kilometer lange, von Wohnbauten für die Funktionärsoligarchie gesäumte Straße zu (Bulevardul Unirii), vor dem Palast war Platz für eine Versammlung von einer Million Menschen, zu denen Ceaușescu vom Balkon aus sprechen wollte.
Die Wohnungen waren bis 1989 jedoch nur Fassadenbau, das heißt auf der Rückseite sah man nur die Betonpfeiler. Es entstand bis dahin nur ein Geisterviertel. Für das Ensemble wurden die Bukarester Stadtviertel Uranus, Antim und Rahova abgerissen, das aus dem 18. Jahrhundert stammende kunsthistorisch wertvolle Văcărești-Kloster und andere Kirchen wurden dem Erdboden gleichgemacht. Durchgeführt wurden die Bauarbeiten meist von der Armee.
Trotz der innenpolitischen Zustände in Rumänien wurde Ceaușescu aufgrund seines scheinbar UdSSR-kritischen außenpolitischen Kurses noch bis Mitte der 80er Jahre von westlichen Politikern unterstützt.
1983 besuchte ihn der damalige US-Vizepräsident George Bush, 1985 reiste das spanische Königspaar nach Rumänien.
Von 1980 bis 1982 erhielt er Einladungen zu Staatsbesuchen in Frankreich, Schweden, Dänemark, Norwegen und Österreich; das letzte westliche Land, das er besuchte, war 1984 die Bundesrepublik Deutschland.
Zu internationalen Protesten führte erst das Programm zur Systematisierung der Dörfer, das Ceaușescu nach längeren Planungen 1988 in Angriff nahm. Es sah vor, von etwa 13.000 rumänischen Dörfern 6.500 zu schleifen und die Bewohner in „agro-industrielle Zentren“ umzusiedeln.[21]
In der Nähe Bukarests wurden die ersten dieser Zentren noch 1989 fertiggestellt. Die Wohnungen bestanden aus zwei Zimmern und einer vier Quadratmeter großen Küche ohne Wasserleitung, die sich mindestens sechs Personen teilen mussten, weil jede Familie mindestens vier Kinder haben sollte. Ein Badezimmer gab es nicht, im Hof befand sich das einzige WC des Wohnblocks.
Im Erdgeschoss wohnte der für den Block zuständige Beamte der Miliz. Er weckte die Bewohner am Morgen auf, verteilte Spaten, Sensen und Heugabeln, begleitete sie zur Feldarbeit und schloss abends die Haustür ab. Zur Mittagszeit wurde aus Kanistern das gemeinsame LPG-Essen verteilt, die Miliz hatte eine gesonderte Kantine.[22]
Fehlende Opposition
Die innenpolitische Repression wurde im Rumänien der 80er Jahre weiter verschärft. Seit März 1984 musste jede Schreibmaschine bei der Polizei registriert und jedes Jahr eine neue Schriftprobe hinterlegt werden.
Mit dem „Dekret Nr. 408“ vom Dezember 1985 wurden die rumänischen Staatsbürger verpflichtet, jedes Gespräch mit einem Ausländer innerhalb von 24 Stunden bei den Sicherheitsbehörden zu melden. Die private Beherbergung ausländischer Gäste war schon früher verboten worden, was besonders die Minderheiten traf.
Auch die Durchsetzung des seit 1966 bestehenden Verbots der Abtreibung wurde durch gynäkologische Zwangsuntersuchungen in den Betrieben rigoros überwacht. Die Betriebsärzte erhielten ihr Gehalt nur zu 100 Prozent ausgezahlt, wenn eine bestimmte „Schwangerschaftsquote“ erfüllt war. Bei illegalen Abtreibungsversuchen verloren zwischen 1966 und 1989 rund 11.000 Frauen ihr Leben.[23]
Trotzdem formierte sich kein organisierter Widerstand gegen das kommunistische Regime. Alle Ansätze hierzu wurden von der Securitate zerschlagen, die Beteiligten verhaftet, unter Hausarrest gestellt, gefoltert und zur Auswanderung gedrängt.
1982 gaben einige Angehörige der ungarischen Minderheit in Oradea die Untergrundzeitschrift „Ellenpontok“ (ungarisch: Kontrapunkte) heraus: Geza Szöcs, Attila Ara-Kovacs, Karoly und Ilona Toth. Nach einigen Ausgaben wurde die Gruppe aufgespürt und zerschlagen.
Länger halten konnte sich die in Bukarest erscheinende Zeitschrift „Luneta“ (rumänisch: Fernrohr). Sie erschien nur unregelmäßig und wurde von Bukarester Buchdruckern hergestellt, die die benötigten Lettern einzeln aus Druckereien herausschmuggelten. Der Bukarester Ingenieur Radu Filipescu fuhr 1983 nachts mit einem Motorrad durch die Straßen der Hauptstadt und warf Flugblätter in die Briefkästen, in denen er zum Sturz Ceaușescus aufforderte. Sein Protest blieb jedoch folgenlos, genauso wie die kritischen Äußerungen von Hochschullehrern und Schriftstellern wie Doina Cornea, die die „Dorfsystematisierung“ kritisierte, Dan Deșliu, der aus Protest gegen den Personenkult auf Veröffentlichungen verzichtete, Mircea Dinescu oder Dorin Tudoran, der einen „Hofdichter“ Ceaușescus des Plagiats überführte, und anderer im Ausland bekannter Intellektueller. Sie erhielten Veröffentlichungsverbot, wurden unter Hausarrest gestellt und häufig verhaftet und verhört. Weniger prominente Menschen, die der Securitate auffällig wurden, verschwanden einfach spurlos oder wurden wegen krimineller Delikte verurteilt.
Das herrschende Elend, verbunden mit allumfassender Korruption in Rumänien (bestochen werden mussten Ärzte, Lehrer, Miliz, Securitate, Verkäufer, Parteifunktionäre und Pfarrer) und dem unüberschaubaren Gestrüpp von Dekreten und Gesetzen, zwang fast jeden aus physischer Überlebensnotwendigkeit in die Illegalität. Dadurch wurden die Menschen erpressbar. Solidarität gegen die kommunistische Diktatur konnte so nicht entstehen. Hinzu kamen die Kontrolle der Medien und die Schwierigkeit der Kontaktaufnahme mit dem Ausland. 1987 wurde ein Aufstand von Arbeitern in Brașov blutig niedergeschlagen. Als der in Rumänien meistgehörte Rundfunksender, Radio Free Europe, davon erfuhr, war es für ein Überspringen der Unruhen auf andere Städte bereits zu spät.
Die Intellektuellen, die gegen das Ceaușescu-Regime protestierten, blieben isoliert. Die Mehrzahl der Schriftsteller, aber auch die Führungen der orthodoxen Kirche und der bei den Minderheiten stark vertretenen protestantischen Kirchen kollaborierten mit dem Regime.
Angehörige der deutschen Minderheit konnten, wenn sie Glück hatten, gegen Bestechungsgelder von bis zu 15.000 DM das Land als Aussiedler legal verlassen. Mit dem Freikauf von Rumäniendeutschen durch die deutsche Bundesregierung wurde zwischen 1967 und 1989 unter dem Decknamen Geheimsache Kanal die Ausreise von 226.654 Rumäniendeutschen aus Rumänien in die Bundesrepublik Deutschland erwirkt. Die Höhe der Zahlungen für das sogenannte Kopfgeld wird auf über 1 Milliarde DM geschätzt.
Allen anderen blieb nur die Flucht. Häufig wurde versucht, über die Donau nach Jugoslawien zu schwimmen, das als einziges Nachbarland kein Auslieferungsabkommen mit Rumänien hatte.
Auch die Flucht nach Ungarn nahm zu, obwohl die rumänischen Grenztruppen ständigen Schießbefehl hatten.
Im Jahr 1986 wurden an der rumänischen Westgrenze 2800 Fluchtversuche registriert, von denen 1800 erfolgreich waren.
Einige Monate vor der Revolution wurden die Grenztruppen wie die Securitate dem Innenministerium unterstellt. Dessen bewaffnete Einheiten (Miliz, Securitate, „Anti-Terror-Einheiten“ (USLA)) unterstanden Ceaușescu direkt und hatten dieselbe Anzahl wie die reguläre Mannschaftsstärke der Armee, der Ceaușescu misstraute. In Timișoara gab es 3000 Mitglieder einer Spezialeinheit, die mit Maschinenpistolen, Panzerwagen, Granatwerfern (AG-7), Tränengasgranaten, Pistolen, Schilden, Schutzhelmen, elektrisch geladenen Gummiknüppeln und Schäferhunden ausgerüstet waren.[24]
Die Revolution
Die Revolutionen im Jahr 1989 hatten auch auf Rumänien ihre Auswirkungen. Kritische Intellektuelle wandten sich verstärkt in Interviews und offenen Briefen an die westliche Öffentlichkeit. Großes Aufsehen erregte ein offener Brief von sechs Altkommunisten an Ceaușescu, darunter der frühere Präsident der UNO-Vollversammlung, Corneliu Mănescu, der am 10. März 1989 von der New York Times veröffentlicht wurde. Autor des Briefes war der spätere „Chefideologe“ der „Front zur Nationalen Rettung“, Silviu Brucan. Er erhob schwere Vorwürfe gegen Ceaușescus Politik. Die Unterzeichner, mit denen sich Brucan nur mündlich abgestimmt hatte, erhielten Hausarrest.
Ein anderer Altkommunist, dem auch Zusammenarbeit mit der Securitate vorgeworfen wurde, Dumitru Mazilu, schmuggelte im August 1989 einen Bericht über die Lage der rumänischen Jugend aus dem Land, der als UNO-Dokument veröffentlicht wurde. Er und seine Familie wurden daraufhin mit dem Tod bedroht.
Im Vorfeld des 14. Parteitags der Rumänischen Kommunistischen Partei, der Ende November in Bukarest stattfand, tauchte ein mit „Front zur Nationalen Rettung“ unterschriebenes Dokument auf, das die Parteitagsdelegierten zur Abwahl Ceaușescus und zur Rekonstruktion der PCR aufforderte. Die „Rettungsfront“, die nach dem Umsturz die Regierung übernahm, distanzierte sich von diesem Dokument. Das Ausland ging zum Ceaușescu-Regime auf Distanz, Dänemark, Norwegen und Portugal beriefen ihre Botschafter aus Rumänien ab. Noch blieb die Lage in Rumänien jedoch ruhig. Das änderte sich erst am 15. Dezember 1989.
Timișoara
In Timișoara, der größten Stadt des Banats, war es schon im November 1989 zweimal zu Unruhen gekommen, die jedoch sofort niedergeschlagen wurden.
Die Fernsehprogramme Ungarns und Jugoslawiens konnten in Timișoara empfangen werden und wurden von Teilen der Bevölkerung, besonders innerhalb der ungarischen und serbischen Minderheiten, auch verstanden.
Die Deutschen waren durch verwandtschaftliche Beziehungen über die Revolutionen in Osteuropa informiert. Das Zusammenleben der Ethnien war im Banat, anders als in Siebenbürgen, weitgehend spannungsfrei. 1986 wurde hier der Geistliche László Tőkés Pfarrer der ungarischen reformierten Gemeinde.
In seinen Predigten übte er eine kaum verhohlene Kritik an den Zuständen in Rumänien. Deshalb wurden sie zunehmend auch von Angehörigen anderer Konfessionen und Ethnien besucht, durchschnittlich nahmen im Jahr 1989 600 Menschen an jeder seiner Andachten teil.[25] Sein vorgesetzter Bischof László Papp wollte ihn deshalb am 1. Mai 1989 in das Dorf Mineu in Nordsiebenbürgen versetzen. Dies stand im Widerspruch zum reformierten Kirchenrecht, wonach das Presbyterium einer Gemeinde den Pfarrer selbst wählen darf. Das Presbyterium von Timișoara wollte Tőkés behalten und dieser weigerte sich, der Anordnung Folge zu leisten. Die Mitglieder des Presbyteriums wurden von der Securitate unter Druck gesetzt und Bischof Papp enthob Tőkés am 31. August wegen „Predigten gegen die Staatsinteressen“ seines Amtes. Tőkés übte sein Amt aber weiter aus. Am 20. Oktober erging auf Antrag der reformierten Kirche ein Gerichtsurteil, wonach Tőkés seine Pfarrwohnung verlassen sollte. Am 2. November wurde Tőkés von maskierten Securisten in seiner Wohnung überfallen und verletzt, anwesenden Freunden gelang es jedoch, die Angreifer in die Flucht zu schlagen. Am 28. November erging der Beschluss, ihn am 15. Dezember zu deportieren. Am 13. Dezember wurde der Wachtposten der Miliz vor Tőkés’ Haus abgezogen. Tőkés machte in der Reformierten Kirche an der Maria die ihm drohende Maßnahme bekannt und rief die Anwesenden auf, Zeugen seiner Zwangsräumung zu werden. Nach der Bekanntgabe des Termins der Strafversetzung im ungarischen Fernsehen[26] hatten sich am Abend des 15. Dezember etwa 200 Menschen, darunter viele Rumänen, vor dem Haus versammelt.[27] Das Kreisparteikomitee schickte daraufhin den Bürgermeister von Timișoara, Petru Moț, zum Pfarrhaus, um mit Tőkés zu verhandeln. Zwei Abgeordnete der Demonstranten, ein Ungar und ein Rumäne, nahmen ihm das Versprechen ab, den Evakuierungsbefehl rückgängig zu machen und den Zugang zum Haus freizugeben. Anschließend riefen sie die Menge auf, nach Hause zu gehen, aber am nächsten Tag wiederzukommen, um die Einhaltung der Versprechen zu kontrollieren.
16. Dezember
Reformierte Kirche an der Maria. Hier begann der Aufstand
Diese Tafel an der Fassade der Reformierten Kirche erinnert an den Beginn des Aufstands
Am Morgen des 16. Dezember begannen sich erneut Menschen vor dem Haus des Pfarrers Tőkés zu sammeln, das in der Nachbarschaft der Piața Sfînta Maria lag, einem wichtigen Verkehrsknotenpunkt am Schnittpunkt der Stadtbezirke Elisabetin und Iosefin. Viele Menschen wurden auf die Ansammlung aufmerksam und kamen hinzu, worauf sich bis zum Nachmittag bereits über 1000 Menschen versammelten.[28] Um 13:00 Uhr erhielten Miliz und Securitate aus Bukarest den Befehl, die Protestierenden auseinanderzutreiben, notfalls auch mit dem Einsatz scharfer Waffen.
Gegen Abend erschien Pfarrer Tőkés am Fenster und rief die Demonstranten dazu auf, Ruhe zu bewahren und nach Hause zu gehen. Unter den Leuten wurden Kerzen und Zettel mit dem Text des Liedes „Deșteaptă-te, române!“ (Wach auf, Rumäne) – der heutigen rumänischen Nationalhymne – verteilt, das seit der Machtergreifung der Kommunisten im Jahre 1947 verboten worden war.
Von der heutigen Piața Alexandru Mocioni aus erschien eine Gruppe Jugendlicher mit Stöcken und Fahrradketten, die von Unbekannten, möglicherweise Securitate-Leuten, angeführt wurde und begann, Fensterscheiben einzuschlagen. Ein Teil der Demonstranten marschierte mit den Jugendlichen in Richtung Studentenviertel und versuchte, den Zerstörungen Einhalt zu gebieten. Die Wohnheime der Studenten waren jedoch von innen verriegelt. Daraufhin zog die Menge zum Kreisparteikomitee und stürmte das Gebäude. Die Miliz, die es sonst bewachte, wurde abgezogen. Aus Richtung der Decebal-Brücke kamen Lkw mit 200 Milizionären, davon etwa 50 in Zivil.[29] Etwa die Hälfte der Demonstranten marschierte zum Piața Maria zurück, wo eine Kundgebung begonnen hatte. In der Nähe kam es zum ersten Zusammenstoß mit den Interventionstruppen.
Die Feuerwehr versuchte, die Demonstranten mit Wasserwerfern auseinanderzutreiben; diese hatten sich mit Stöcken, Rohren und Flaschen bewaffnet und lieferten sich an mehreren Punkten Gefechte mit der Miliz. Inzwischen hatte die Securitate den Piața Maria und das Haus von Tőkés umstellt und begann damit, friedliche Demonstranten zu verhaften und in Bussen abzutransportieren. Pfarrer Tőkés wurde in seiner Kirche verhaftet, verprügelt, gezwungen, den Räumungsbefehl zu unterschreiben, und abtransportiert. Die Demonstranten, die von dem Piața Maria fliehen konnten, versuchten Verstärkung aus den Industriebetrieben der Stadt zu holen, die Arbeiter wurden jedoch in den Betrieben festgehalten. Sie versuchten in der Kathedrale der Heiligen drei Hierarchen mit dem orthodoxen Metropoliten Nicolae Corneanu zu sprechen, diese war jedoch verschlossen. Am Piața Dacia stießen sie auf eine bewaffnete „Anti-Terror-Einheit“ der Securitate, die zwar nicht schoss, aber von ihren Bajonetten Gebrauch machte. Auch Amphibienfahrzeuge des Militärs tauchten jetzt in der Stadt auf.
Die Menge sammelte sich auf dem Bulevardul 30 Decembrie vor dem Timișoaraer Opernhaus, wo es erneut zu Zusammenstößen mit Repressionskräften kam und viele Verhaftungen vorgenommen wurden. Die Stadt wurde nach außen abgeriegelt.
17. Dezember
Am Morgen des 17. Dezember, einem Sonntag, sammelten sich erneut mehrere Tausend Demonstranten an der reformierten Kirche und auf dem Opernplatz. In mehreren Teilen der Stadt marschierte Militär auf. Die Studentenwohnheime waren diesmal nicht verschlossen, und die Studenten schlossen sich den Demonstranten an. Das Kreisparteikomitee wurde diesmal von Soldaten bewacht, es gelang den Demonstranten aber, sie in die Flucht zu schlagen und das Gebäude zu stürmen. Die Soldaten wurden daraufhin bewaffnet. Um die Mittagszeit tauchte ein ziviles Geländefahrzeug in der Nähe des Parteikomitees auf, aus seinem Fenster wurden die ersten Schüsse mit einer Maschinenpistole abgegeben. Etwa gleichzeitig flogen die Politbüromitglieder Ion Coman und Ilie Matei aus Bukarest nach Timișoara, von vier Generälen begleitet: Generalstabschef Ștefan Gușă, der erste stellvertretende Verteidigungsminister Victor Stănculescu, der Kommandeur der chemischen Streitkräfte, Mihai Chițac und Luftwaffengeneral Ardeleanu. Nach ihrer Abreise fand in Bukarest eine dramatische Sitzung des Politbüros statt.
Ceaușescu erhob gegen die anwesenden Minister Tudor Postelnicu (Inneres) und Vasile Milea (Verteidigung) sowie gegen Securitate-Chef Vlad den Vorwurf, die Sicherheitskräfte in Timișoara nicht mit scharfer Munition ausgerüstet zu haben, und drohte mit seinem Rücktritt. Auf eindringliche Bitte des Politbüros zog er die Drohung zurück. Für die nächsten zwei Tage hatte er einen Staatsbesuch im Iran geplant, er beauftragte seine Frau und seinen Schwager Manea Mănescu mit der Koordinierung der Repression und übertrug die politische Verantwortung einem Unterausschuss (CPEx) des Politbüros. Er ordnete an, die Grenzen völlig zu schließen. Die Unruhen in Timișoara führte er auf die Aktivität ausländischer Spionageringe zurück. In einer anschließenden Telefonkonferenz mit den inzwischen in Timișoara eingetroffenen Generälen bekräftigte er den Schießbefehl. Der Schießbefehl erfolgte eigentlich durch ein Notstandsgesetz, das alle Armeeeinheiten in erhöhte Alarmbereitschaft versetzte (junge Männer, die ihren Wehrdienst im Jahr 1989 geleistet hatten, übten diese Notfallpläne sehr oft). Um 17 Uhr rollten aufgrund dieses Befehls die ersten Panzer der Armee durch Timișoara. Sie kamen von mehreren Militäreinheiten und riegelten das Stadtzentrum völlig ab. Das Notstandsgesetz sah vor, dass jeder nach einmaliger Warnung standrechtlich erschossen werden konnte.
In Timișoara hatte sich der Aufruhr in der ganzen Stadt ausgebreitet. Auf dem Opernplatz sprachen Revolutionsführer zur versammelten Menge. Es gelang den Demonstranten, einige Militärfahrzeuge aufzuhalten und zu kapern, andere blieben wegen Treibstoffmangels und technischer Defekte liegen. Von Provokateuren der Securitate wurden wie am Vortag Geschäfte geplündert und zerstört, sowie vereinzelte Schüsse abgegeben. Das Militär schoss vorerst nur mit Platzpatronen, ab 18:00 Uhr mit scharfer Munition, auch mit Dum-Dum-Geschossen. Auf den Straßen lagen Tote und Verletzte. Durch den Schusswaffeneinsatz im Zentrum wurden die Aufständischen in die Außenbezirke abgedrängt, wo die Kämpfe bis 3:00 Uhr früh weitergingen.
18. Dezember
Am Montag erschienen die Bürger Timișoaras in ihren Betrieben, gearbeitet wurde aber nirgends. Man sprach über die Ereignisse der beiden vergangenen Tage und fragte nach dem Schicksal der Verletzten und Vermissten.
Am frühen Morgen trafen Ceaușescus Bruder Ilie und ein Staatsanwalt aus Bukarest ein, sie ordneten an, jede Behandlung der Verletzten zu unterlassen, und beschlagnahmten die Krankenakten im Kreiskrankenhaus. Am 17.12. wurden dort 58 Tote und 92 Verletzte registriert.[30] Das Leichenschauhaus wurde dem Befehl von Oberst Nicolae Ghircoiaș, dem Direktor des Bukarester Kriminalamts, unterstellt, Zutritt erhielten nur noch Securitate-Offiziere. Die Telefonverbindungen aus Timișoara wurden unterbrochen. Es gelang jedoch dem jugoslawischen Konsul Mirko Atanačković, der später zum Ehrenbürger Nr. 1 der Stadt ernannt wurde, über Diplomaten die jugoslawische Nachrichtenagentur Tanjug zu informieren. Auch der rumäniendeutsche Schriftsteller William Totok konnte in Timișoara anrufen. Die ersten Meldungen über die Unruhen erreichten das Ausland. Die Studenten Timișoaras wurden nach Hause geschickt und verbreiteten die Nachrichten über die Ereignisse im Land.
Ceaușescu war am Morgen des Tages nach Teheran abgereist. Um 10:00 Uhr verkündete General Stănculescu den Ausnahmezustand in Timișoara. Trotzdem versammelten sich die Menschen ab 16:00 Uhr wieder am Opernplatz. Die Securitate schoss in die Menge. Es kam erneut zu Kämpfen. Demonstranten zogen zum Kreiskrankenhaus und verlangten die Herausgabe der Toten und Verletzten, was verweigert wurde. Unter dem Oberbefehl von Securitate-General Nuță wurde ein Kühlwagen vom Fleischkombinat COMTIM beordert, um 40 Leichen aus dem Kreiskrankenhaus nach Bukarest zu bringen. Der Transport brach am Morgen des 19. Dezember um 5:00 Uhr auf.[31]
19. Dezember
Die aus Timișoara beiseitegeschafften 40 Leichen wurden in einer eigens instandgesetzten Verbrennungsanlage des Bukarester Krematoriums verbrannt. Der Hubschrauber mit dem Koordinator der Aktion, Securitate-General Nuță, an Bord wurde beim Rückflug aus Timișoara in der Nähe der Stadt Alba Iulia abgeschossen.
Etwa 30 Juristen kamen aus Bukarest nach Timișoara, um Prozesse gegen die bei den Unruhen Verhafteten vorzubereiten. Bei den Angeklagten handelte es sich insgesamt um 832 Personen: 700 Männer, 132 Frauen; 716 Rumänen, 82 Ungarn, 19 Deutsche, vier Serben sowie 11 Personen anderer Nationalität.[32] 140 minderjährige Gefängnisinsassen wurden bereits am 18. Dezember entlassen.[33]
Die Arbeiter der großen Betriebe Electrobanat (ELBA) und Electrotimiș hatten ihre Fabriken besetzt und streikten. Um die Sicherheitskräfte daran zu hindern, die Betriebe zu stürmen, wurden Barrikaden errichtet. 200 Soldaten wurden zur Fabrik ELBA geschickt, um die Belegschaft zu „überreden“ die Arbeit wieder aufzunehmen. Bürgermeister Petru Moț und Kreisparteichef Radu Bălan eilten an den Ort des Geschehens, um die größtenteils weiblichen Arbeitskräfte zu beschwichtigen. Unfähig die aufgebrachte Masse aufzulösen, kritzelte Bălan hektisch einige der Forderungen der Arbeiterinnen in sein Notizbuch: „Wir möchten Heizung […] wir möchten Schokolade für unsere Kinder […] Socken, Unterwäsche, Kakao und Baumwolle.“[34]
Generalstabschef Ștefan Gușă wurde hinzugerufen, um Bălan aus der Situation zu helfen, fand sich aber zunehmend selbst von Streikenden mit Fragen und Vorwürfen konfrontiert. Gușă konnte sich an Ort und Stelle davon überzeugen, dass es sich bei diesem angeblichen Unruheherd „nicht um Hooligans, sondern um ernste Menschen handelte“,[35] die aus Protest streikten. So erklärte er den Anwesenden, dass die Armee sich aus der Bevölkerung rekrutiere und kein Interesse an einem Bürgerkrieg habe. Er ließ die Soldaten vor der Fabrik abrücken und später auch die an Verkehrsknotenpunkten aufgefahrenen Panzer abziehen.[36]
20. Dezember
Morgens versammelten sich die Belegschaften der großen Industriebetriebe in der Buziașer Straße, um ins Zentrum zu marschieren. Jeder stellte sich neben eine ihm bekannte Person, um das Einschleusen von Provokateuren auszuschließen. Auf dem Weg schlossen sich andere Arbeiter an, obwohl ihnen in einigen Betrieben verboten worden war, auf die Straße zu gehen, in anderen Betrieben wurden sie nach Hause geschickt. Eine Kolonne zog in Richtung Nordbahnhof, um die Arbeiter der dortigen Betriebe mitzunehmen.
Um 11:00 Uhr waren ungefähr 20.000 Menschen auf dem Opernplatz versammelt.[37] Dort hatte Kreisparteichef Radu Bălan bereits Mikrofone und Lautsprecher für eine Pro-Ceaușescu-Kundgebung aufbauen lassen. Die Demonstranten gingen den Soldaten auf dem Opernplatz, die mit schussbereiten Waffen vor ihnen standen, ohne Furcht entgegen. Daraufhin ließen die Soldaten ihre Waffen sinken, die Demonstranten brachten einige Kampfwagen in ihren Besitz. Die Belegschaft des größten Betriebs UMT, etwa 10.000 Menschen, machte sich auf den Weg zum Kreisparteihaus, obwohl Bălan in den Betrieb gekommen war, um sie zu beruhigen. Dabei riefen sie „Die Armee ist auf unserer Seite“ und „keine Gewalt“.[38] Die am Weg postierten Soldaten gaben nur einige Warnschüsse ab und zogen sich dann auf Befehl ihrer Offiziere zurück. Die vor dem Parteigebäude postierten Securitate-Soldaten kamen dem von den Offizieren erhaltenen Befehl foc (Feuer) nicht nach. Ihre Offiziere flüchteten. Anschließend bewegte sich auch die UMT-Kolonne auf den Opernplatz. Der rumänische Ministerpräsident Constantin Dăscălescu, der inzwischen aus Bukarest eingetroffen war, wollte zu den Versammelten sprechen, wurde aber ausgebuht. Ein aus 13 Personen bestehendes Komitee der Aufständischen, das sich Frontul Democratic Român (Rumänische Demokratische Front) nannte, formulierte deren Forderungen:
- 1. Rücktritt Ceaușescus
- 2. Rücktritt der Regierung
- 3. Freie Meinungsäußerung und wahrheitsgemäße Berichterstattung über die Ereignisse in Timișoara
- 4. Beachtung der Menschenrechte
- 5. Freiheit der Religionsausübung
- 6. Öffnung der Grenzen
- 7. Freilassung aller seit dem 16. Dezember Inhaftierten
- 8. Klärung über den Verbleib der Toten
- 9. Trauertag für die Toten
Der jugoslawische Konsul Atanačković wurde um Vermittlung gebeten. Dies lehnte er mit Verweis auf seinen Diplomatenstatus ab, versprach aber, die jugoslawischen Medien über die Forderungen des Komitees zu informieren. Dăscălescu versprach die Freilassung der Gefangenen unter der Bedingung, dass die Demonstranten nach Hause gehen. Tatsächlich wurden bis 23:00 Uhr alle Gefangenen freigelassen. Die Demonstranten blieben auf dem Opernplatz.
Ceaușescu war inzwischen aus dem Iran zurückgekehrt. Er hielt eine Telefonkonferenz mit den Kreisparteisekretären ab und kündigte eine Fernsehansprache für den Abend an. In dieser Ansprache erklärte er, die Unruhen in Timișoara seien das Ergebnis ausländischer Spionage. Damit gab er die Unruhen zu und machte sie im ganzen Land bekannt.
21. Dezember
Morgens trafen 15 Züge aus der Kleinen Walachei und dem Schil-Tal (Valea Jiului), dem Gebiet, wo Ceaușescu geboren wurde, in Timișoara ein. In ihnen befanden sich 20.000 Arbeiter in Uniformen der Parteimiliz „Patriotische Garde“, denen erzählt wurde, in Timișoara hätten Ungarn und Hooligans die Macht übernommen. Sie waren mit Spaten- und Besenstielen „bewaffnet“ worden, um die Aufständischen niederzuschlagen.
Die Züge wurden vor dem Bahnhof angehalten, die Insassen zum Aussteigen gezwungen und zum Opernplatz mitgenommen, wo inzwischen 150.000 Menschen versammelt waren.[39] Die Arbeiter solidarisierten sich mit den Demonstranten. Die meisten fuhren nach Hause und verbreiteten die Nachricht von der Staatslüge. Sie waren auch froh, denn sie konnten sich in Timișoara mit Lebensmitteln eindecken, vor allem mit Wurst- und Fleischwaren der Firma COMTIM. Die Firma hatte schon seit Tagen die Versorgung der Demonstranten mit Lebensmitteln übernommen. Viele ihrer Lkw-Fahrer waren auch am Barrikadenbau beteiligt gewesen, indem sie ihre Fahrzeuge selbst anzündeten.
Konsul Atanačković gelang es, nach Vršac an die jugoslawische Grenze zu kommen. Dort berichtete er Radio Belgrad von den Ereignissen des Vortags, nannte die Namen der 13 Komiteemitglieder und erklärte, die Ceaușescu-Diktatur sei in Timișoara besiegt. Radio Belgrad verbreitete das Interview in ganz Europa, Radio Free Europe änderte daraufhin sein Programm und brachte nur noch Nachrichten aus Rumänien.
Bukarest
21. Dezember
Vor dem ZK-Gebäude war für den Mittag eine Großkundgebung zur Verurteilung der Ereignisse in Timișoara angesetzt. Ceaușescu begann um 12:00 Uhr vor circa 110.000 Menschen zu sprechen.[40]
Während der Rede kam es zu einer Unruhe auf dem Platz. Die Ursachen für die plötzliche Unruhe in der Versammlung sind ungeklärt. Einige Interpretationen gehen von einer gezielt von Provokateuren gestifteten Unruhe aus, die Bandbreite der Erklärungen reicht von Petardenexplosionen über Verletzungen von Personen aus der Menge mit Nadeln oder Schlagstöcken; dem Einsatz von Lautsprechern mit simulierten Panzer- und Schussgeräuschen; der Verbreitung unhörbarer, aber Unruhe und Verängstigung stiftenden Schallwellen bis zum provokativen Anstimmen von gegen Ceaușescu gerichteten Parolen wie zum Beispiel „Ti-mi-șoa-ra“,[40][41] für die je nach Interpretation verschiedene Akteure verantwortlich gemacht wurden (Securitate, sowjetische Agenten etc.). Weniger spekulative Erklärungen verweisen auf Anti-Ceaușescu-Demonstranten außerhalb der Versammlung, die auf den von den Sicherheitskräften abgeriegelten Platz vorzudringen versucht hätten und dabei von den Sicherheitskräften mit Tränengas zurückzudrängen versucht wurden, was zum Ausbruch von Panik und Unruhe in der Menge geführt habe. Die Versammlung wurde sehr kurzfristig einberufen, daher kann es in der Befehlskette teilweise zu Informationslücken gekommen sein.[42]
Die Reaktion des Ceaușescu-Paares auf dem Balkon ist denkwürdig: Um die aufgebrachten Menschenmassen wieder in den Griff zu bekommen, rief Nicolae Ceaușescu zunächst ratlos „A-lo, A-lo!“ („Hallo, Hallo!“) in die Menge. Elena Ceaușescu riet ihrem Mann, wie mit der Situation umzugehen sei: „Vorbește-le, vorbește-le!“ („Sprich zu ihnen, sprich zu ihnen!“). Er forderte die Menge auf „Stați liniștiți la locurile voastre“ („Bleibt ruhig auf euren Plätzen!“).
Das rumänische Fernsehen unterbrach zeitweilig die Direktübertragung während der Unruhe und spielte Musik.[43] Später ging die Übertragung der Rede, in der Ceaușescu Erhöhungen der Geldleistungen des Staates an die Bürger versprach, weiter.[43] Danach kam es zu neuerlichen Zwischenfällen, worauf die Kundgebung abgebrochen wurde.[44]
Ab diesem Tag kam auch Bukarest nicht mehr zur Ruhe. Gewalttätige Auseinandersetzungen zwischen den Aufständischen und den von der staatlichen Führung eingesetzten Ordnungskräften bildeten die Szene in der Innenstadt, die einem schwer umkämpften Schlachtfeld glich.[45] Tausende vor allem junge Leute versammelten sich im Zentrum und bauten Barrikaden. Armee, Miliz und Securitate in Zivilkleidung gingen mit Wasserwerfern, Knüppeln, Kampfwagen, Panzern und scharfer Munition gegen die Aufständischen vor; diese wehrten sich.
Am heftigsten wurden die Kämpfe um Mitternacht, als eine von den Aufständischen gebaute Barrikade am Hotel InterContinental durchbrochen wurde. Die Kämpfe hielten bis gegen 3:00 Uhr morgens an.[46][47] Auch rund um die Universität wurde bis in die frühen Morgenstunden gekämpft. Gelegentlich begannen Soldaten, sich mit den Aufständischen zu verbrüdern.[47]
Aus anderen rumänischen Städten wie Arad, Sibiu, Cluj-Napoca, Brașov, Reșița, Tîrgu Mureș und Cugir wurden nun ebenfalls Unruhen gemeldet.[44] Doch anstatt im Schutz der Dunkelheit die Stadt zu verlassen, entschieden sich die Ceaușescus, den darauffolgenden Morgen abzuwarten.
22. Dezember
Am Morgen des 22. Dezembers erhielt Elena Ceaușescu gegen 7:00 Uhr die Nachricht, dass sich größere Arbeiterkolonnen von den Industrievierteln (größere Fabriken oder Fabrikverbände waren während der kommunistischen Ära auf Industriezonen konzentriert) auf das Bukarester Stadtzentrum zubewegten.
Um 9:30 war der Universitätsplatz mit Menschen überfüllt. Die Armee gab vereinzelt Schüsse ab, auch auf die Demonstranten, einzelne Militäreinheiten liefen aber auch über.
Im ZK-Gebäude tagte die letzte Sitzung des KP-Politbüros. Ceaușescu gab den Tod des Verteidigungsministers Vasile Milea bekannt, der ein Verräter sei und Suizid begangen habe. Dies wurde als letzte Meldung im rumänischen Rundfunk verlesen. Die damals vorherrschende Meinung war, dass Milea beseitigt worden war, da er sich geweigert habe, den Befehlen Ceaușescus weiter Folge zu leisten. Die Befehlsgewalt über die Armee wurde auf General Stănculescu übertragen. Dieser akzeptierte nach einer kurzen Bedenkzeit. Außerdem wurde um 10:00 Uhr über das Fernsehen der Notstand über das ganze Land ausgerufen. Damit schaffte Ceaușescu die Rechtsgrundlage für seine eigene spätere Hinrichtung. Um 11:30 Uhr versuchte er ein letztes Mal, zu den vor dem ZK-Gebäude versammelten Menschen zu sprechen, und wurde wieder ausgebuht. Stănculescu hatte inzwischen ohne Ceaușescus Wissen die Truppen zurück in ihre Quartiere beordert. Die Aufständischen drangen bereits in das Erdgeschoss des Gebäudes ein. Verstört beorderte Ceaușescu, von Stănculescu dazu überredet, einen Hubschrauber für die Flucht. Stănculescus Befehlsverweigerung gegenüber Ceaușescu spielte eine gewichtige Rolle beim Sturz der Diktatur.
Um 13:00 Uhr gelang den Aufständischen die Eroberung der Fernsehstation. Der Schauspieler Ion Caramitru kündigte eine Rede des aus dem Hausarrest befreiten Dichters Mircea Dinescu an. Dieser verkündete, dass der Diktator geflohen sei. Von da an sendete das Fernsehen „Revolution live“. Jeder zufällig Anwesende konnte seine Freude über den Sturz der Diktatur und seine Vorstellungen für die Zukunft ausdrücken. Gegen 14:00 Uhr erreichte Ion Iliescu, aus seinem Büro beim Bukarester Technischen Verlag kommend, das Gebäude. Er gab die Gründung einer „Front zur Nationalen Rettung“ bekannt, die die Macht in Rumänien übernommen habe. 39 Personen wurden als „Rat der Front zur Nationalen Rettung“ vorgestellt, einige ohne selbst etwas davon zu wissen. Die Armee stehe ab jetzt auf Seiten des Volkes, hieß es. Gegen 17:30 Uhr begann eine Live-Übertragung vom Platz vor dem ehemaligen Königspalast, an dem auch das ZK-Gebäude liegt. Der Platz wurde zu diesem Zeitpunkt von Unbekannten unter Feuer genommen, die Armee erwiderte die Schüsse. Die gegenüber dem ehemaligen Königspalast gelegene Universitätsbibliothek ging in Flammen auf. Fast zeitgleich wurde auf das Verteidigungsministerium und die Fernsehstation geschossen, auch in anderen Städten des Landes wurde das Feuer eröffnet.
Im Fernsehen wurde erklärt, Terroristen würden schießen, die Bevölkerung wurde zur Verteidigung der Revolution aufgefordert.
Bei den anschließenden Schusswechseln, die sich bis zum 27. Dezember hinzogen, kamen 942 Personen ums Leben, sechsmal so viele wie in der Zeit bis zum 22. Dezember. Insgesamt forderte die Revolution 1104 Todesopfer.[48]
Flucht der Ceaușescus
Per Hubschrauber
Am 22. Dezember 1989 um 11:20 erhielt der Pilot von Ceaușescus Flucht-Hubschrauber, Oberstleutnant Vasile Maluțan, von Generalleutnant Horia Opruța den Befehl, zum Palastplatz zu fliegen, um dort den Präsidenten aufzunehmen.
Beim Überfliegen des Palastplatzes fand er aber keine Landemöglichkeit vor. So landete Malutan den weißen SA365N Dauphin Hubschrauber um 11:44 auf der Dachterrasse und wartete dort mit laufendem Motor. Maluțan erklärte später „Dann kam Stelica, der Kopilot, zu mir und sagte, es würden Demonstranten auf die Terrasse zukommen. Dann kamen die Ceaușescus heraus, beide praktisch getragen von ihren Bodyguards […] Sie sahen aus, als wären sie in Ohnmacht. Sie waren weiß vor Schreck. Mănescu (einer der Vizepräsidenten) und Emil Bobu (Sekretär des Zentralkomitees) liefen gleich hinter ihnen. Mănescu, Bobu, Neagoe und ein anderer Securitate-Offizier drängten sich auf die vier Plätze hinten. […]
Als ich Ceaușescu hereinzog, sah ich die Demonstranten über die Terrasse laufen. […] Da war nicht genug Platz, Elena Ceaușescu und ich waren zwischen den Sitzen und der Tür eingequetscht, […] es waren nur vier Passagiere vorgesehen […] wir hatten sechs.“[49] Maluțan zufolge hob der überladene Hubschrauber um 12:08, auf dem Weg zur Zweitresidenz des Diktators in Snagov, vom Dach des Gebäudes ab. Als sie dort kurz darauf um 12:20 ankamen, nahm Ceaușescu Maluțan mit in die Präsidentensuite und befahl ihm, zwei weitere Helikopter, gefüllt mit Soldaten als Begleitschutz, und einen weiteren Dauphin nach Snagov anzufordern. Maluțans kommandierender Offizier antwortete am Telefon: „Es gab eine Revolution […] Du bist auf dich allein gestellt. […] Viel Glück!“. Maluțan sagte dann zu Ceaușescu, dass der zweite Helikopter jetzt aufwärme und sie bald weiter müssten, er könne aber nur vier der sechs Leute mitnehmen. Die zwei Mitglieder des Politbüros, Mănescu und Bobu, blieben zurück. Ceaușescu befahl Maluțan, nach Titu zu fliegen.
Nahe Titu sagte Maluțan, er lasse jetzt den Helikopter auf und ab fliegen. Als Vorwand gab er an, dies diene zur Vermeidung von Flugabwehr-Feuer, in dessen Reichweite sie nun seien. Der Diktator geriet in Panik und ließ landen.
Festnahme am Boden
Der Hubschrauberpilot setzte sie um 13:30 in einem Feld neben der alten Nationalstraße 7 ab, die nach Pitești führt, und erklärte seinen vier Passagieren, dass er nichts mehr tun könne.
Die zwei Securitate-Leibwächter liefen zum Straßenrand und winkten vorbeifahrende Autos heraus. Es gelang ihnen so, zwei Fahrzeuge zu kapern, eines vom Amt für Forstwirtschaft und einen roten Dacia eines örtlichen Arztes. Um nicht in irgendetwas mit hineingezogen zu werden, täuschte der Doktor Nicolae Deca nach kurzer Zeit des Chauffierens der Ceaușescus einen Motorschaden vor.
Ein schwarzer Dacia eines Fahrradmechanikers wurde um 14:15 herausgewinkt, und dieser fuhr sie weiter nach Tîrgoviște. Der Fahrer des Wagens, Nicolae Petrișor, überzeugte sie, dass sie sich im Pflanzenschutzzentrum am Rande der Stadt sicher verstecken könnten. Als sie dort um 15:00 ankamen, führte der Direktor die Ceaușescus in einen Raum und sperrte sie dort ein.
Unter Arrest
Von der lokalen Miliz wurden sie um etwa 15:30 abgeholt und in deren dortiges Revier gebracht.[50] Die Generäle Chițac und Voinea hatten den Militäreinheiten bei Tîrgoviște per Fernseher den Befehl gegeben, die Ceaușescus zu verhaften. Gegen 18:00 Uhr fanden Soldaten sie eher zufällig auf dem Milizrevier (die Tîrgovișter Miliz hatte das Militär nicht verständigt) und brachten sie in die Tîrgovișter Kaserne. Der Garnisonschef Oberst Andrei Kemenici erhielt den strikten Befehl, sie lebend keinem anderen zu übergeben. Um 19:30 verkündet das rumänische Fernsehen, die Ceaușescus seien festgenommen worden.
Der Pilot des Flucht-Hubschraubers, Maluțan, und der Offizier Dinu, der die Verhaftung vornahm, kamen später unter ungeklärten Umständen ums Leben.[51]
Kurzer Prozess
Am 24. Dezember beschloss der Kern der „Rettungsfront“ um Ion Iliescu, mit den Ceaușescus kurzen Prozess zu machen, der nach Lage der Dinge nur mit der Todesstrafe enden konnte. Hierzu wurde ein Dekret zur Errichtung eines außenordentlichen Militärtribunals unterzeichnet und mit der Organisation der vielseitige Generalmajor Stănculescu beauftragt.
Dieser traf am 25. Dezember um 13:00 Uhr in Begleitung der Militärs, die Richter und Ankläger im Prozess sein sollten, in der Kaserne ein.
Urteil und Hinrichtung
Der Schauprozess dauerte 90 Minuten (13:10 Uhr – 14:39 Uhr), um 14:40 Uhr sprach Oberst Gică Popa das Urteil.
Nach diesem summarischen Prozess, in dem den Ceaușescus Genozid durch Hunger, Kälte und fehlende medizinische Versorgung an 64.000 rumänischen Bürgern, Unterminierung der Staatsmacht und der nationalen Ökonomie vorgeworfen wurden,[52] wurden sie ohne Einhaltung der 10-tägigen Rekursfrist sogleich am 25. Dezember um 14:50 exekutiert.
Ceaușescu legte gegen das Urteil keine Berufung ein, weil er das Gericht offensichtlich nicht anerkennen wollte.
Dem damaligen Ankläger Dan Voinea zufolge wäre der Prozess bei einem Einspruch weitergegangen.[53]
Prozess und Hinrichtung wurden gefilmt, im Moment der Exekution fiel die Kamera aus, was später zu Spekulationen Anlass gab, es sei nur ein Doppelgänger hingerichtet worden. Der Film von der Hinrichtung sollte zuerst in einer gekürzten Fassung im Fernsehen gezeigt werden, die im Fernsehstudio Anwesenden vermuteten jedoch eine Fälschung und verlangten das Originalvideo. Nachdem eine weitere gekürzte Fassung hergestellt worden war, wurden am 27. Dezember alle drei Fassungen des Videos ausgestrahlt. So erfuhr die Öffentlichkeit erst verspätet von Ceaușescus Hinrichtung.
Offen gebliebene Fragen
Berichte von internationalen Medien über die Anzahl der während der Kampfhandlungen in Timișoara getöteten Menschen reichten von 2.000 Toten[54] über 4.500 Tote in Massengräbern[55] bis hin zu 64.000 Toten,[56] stellten sich aber im Nachhinein als falsch heraus.
Nach dem Ende der Kampfhandlungen wurden auf dem Armenfriedhof von Timișoara zweimal nicht identifizierte Leichen gefunden, zunächst Ende Dezember. Diese waren anscheinend vor den Kämpfen eines natürlichen Todes gestorben. Diese Leichen, darunter eine Frau mit einem Kind auf dem Bauch, wurden von einem jugoslawischen Journalisten fotografiert und galten irrtümlich als Beweis für die Verbrechen der Securitate.
Anfang Januar fand man erneut 13 Leichen mit deutlich erkennbaren Schusswunden, die am 27. Dezember in einem Massengrab beigesetzt worden waren.
Nach Auskunft des Gerichtsmediziners Timișoaras, Dr. Dressler, gab es am 21. Dezember im Leichenschauhaus des Kreiskrankenhauses 25 Leichen mit erkennbaren Schusswunden. 15 waren den Angehörigen übergeben worden, 10 konnten nicht identifiziert werden.
Ein Mensch war durch einen Schuss in die Mundhöhle gestorben, zwei Personen waren eines natürlichen Todes gestorben und hatten keine Angehörigen, diese 13 Toten waren am 27. Dezember auf dem Armenfriedhof Timișoaras begraben worden.[57]
Durch die irrtümliche Verbreitung der Bilder des ersten Leichenfundes entstand später die Vermutung, es habe in Timișoara überhaupt keine Toten gegeben.
Am 15. Januar 1990 gab der Kreisrat von Timișoara bekannt, dass 71 bei den Kämpfen getötete Personen namentlich identifiziert waren, die Zahl der Vermissten wurde mit 33 angegeben.[58]
Insgesamt wird von 153 Toten in Timișoara ausgegangen.[59] Die Altersstruktur der Opfer bietet einen Einblick in die Teilnehmerstruktur, da es vorwiegend junge Leute waren, die während der Revolution verletzt wurden oder ihr Leben verloren. In diesem Zusammenhang etablierte sich der Begriff „Revolution der Jungen“, ein Schlagwort, das später nicht nur von Ion Iliescu verwendet und instrumentalisiert wurde.[60]
Bis zum heutigen Tag kontrovers diskutiert wird die Frage nach den Hintergründen, insbesondere ob es der Sieg eines spontan ausgebrochenen Volksaufstandes oder der Staatsstreich einer Verschwörergruppe war oder ob es mehrere Handlungsstränge gab.
Auch die Rolle des rumänischen Staatsfernsehens wurde kritisch hinterfragt. Verschwörungstheoretische Stimmen führten an, dass das rumänische Fernsehen die Revolution zwar nicht gemacht habe, aber eine Fraktion der Nomenklatura hätte sich des Fernsehens bedient, um eine Palastrevolte zu initiieren.
Die „spontanen“ Volkserhebungen seien vom Fernsehen gelenkt und gesteuert worden. Das Fernsehen habe gleichsam „live“ das gefilmt, was es selbst inszenierte und vorbereitete.
Kennzeichen dieser „Tele-Revolution“ (rumänisch Telerevolutia) sei die Aufhebung der Trennung von Real und Realität: Das Inszenierte sei als real und das Manipulierte als spontan maskiert worden.[61]
Die Diskussion wurde intensiviert, weil die nachrevolutionären Machthaber Rumäniens an der Klärung vieler Fragen kein Interesse hatten. Als gesichert kann gelten, dass es im kommunistischen Establishment eine oder auch mehrere Konspirationen gegen die Ceaușescu-Herrschaft gab.[62] Die Verschwörer hatten Kontakte zur Sowjetunion und zu rumänischen Nichtkommunisten. Für die These, die Unruhen in Timișoara seien im Rahmen einer Staatsstreichplanung sorgfältig vorbereitet worden,[63] gibt es jedoch keine Belege. Die Provokateure, die nach vielen Augenzeugenberichten in den ersten Tagen der Unruhen in Timișoara unterwegs waren, können auch Bestandteil von Ceaușescus eigenem „Drehbuch“ zum Umgang mit Revolten gewesen sein. Die rumänischen Sicherheitskräfte gingen bei den Unruhen 1977 im Schiltal und 1987 in Brașov ähnlich vor: Sie tolerierten die Unruhen oder stifteten sie sogar an, um sie dann niederzuschlagen und gegen die Beteiligten vorzugehen.[64]
Es ist auch möglich, dass sie Unruhen inszenieren wollten, um von der Deportation des populären Pfarrers Tőkés abzulenken. Das Ceaușescu-System war in höherem Maß als andere Diktaturen auf die Person des Herrschers ausgerichtet.
Mit dessen Flucht brach die Loyalität zum System zusammen: Im darauffolgenden Chaos konnten die Konspirateure um Iliescu leicht die Macht an sich reißen.
Bislang nicht zufriedenstellend beantwortet sind unter anderem folgende Fragen:
Wer gab den Schießbefehl in Timișoara? Der Hubschrauber mit den beiden Abgesandten des Innenministeriums in Timișoara, den Generälen Nuță und Mihalea, wurde während der Revolution auf dem Rückweg nach Bukarest abgeschossen. Die beiden Generäle Chițac und Stănculescu übten im postrevolutionären Rumänien hohe Funktionen aus. Sie wurden erst 1999 wegen ihrer Beteiligung an der Repression in Timișoara zu 15 Jahren Haft verurteilt.
Wann und warum wechselten Militär und Securitate die Fronten? Gab es Machtkämpfe unter den bewaffneten Organen? Eine im Jahr 2005 vorgenommene Autopsie der Leiche von Verteidigungsminister Milea ergab, dass dieser Selbstmord begangen hatte. Warum?
Wer waren die „Terroristen“, die nach der Flucht Ceaușescus auf Volk und Militär schossen? Niemand von ihnen wurde je gefasst und verurteilt. Die Securitate besaß mit hoher Wahrscheinlichkeit nichtregistrierte Waffen und Munition. Gegen die neuen Machthaber wurde der Vorwurf erhoben, die Schießereien selbst inszeniert zu haben oder doch zumindest geduldet zu haben, um ihre eigene Unentbehrlichkeit als Ordnungsmacht unter Beweis zu stellen und eine revolutionäre Legitimation zu gewinnen. Am 24. Dezember wurde die Bevölkerung durch eine Schlagzeile in der Zeitung Scînteia poporului: „Alle, die eine Waffe bedienen können – zu den Waffen!“ gerufen.[42] Möglich ist auch, dass aus Waisenhäusern rekrutierte Securitate-Einheiten, die eine besonders hohe persönliche Loyalität zu den Ceaușescus hatten, die Schüsse abgaben. Viele Schusswechsel beruhten auch auf Missverständnissen (man wusste nicht, wer für oder gegen Ceaușescu war) und unsachgemäßem Umgang mit Waffen.
Am 22. April 1990 übertrug der französische Sender Télévision française 1 (TF1) geheime neue Videoaufnahmen des Ceaușescu-Prozesses. Die Bänder enthielten Szenen mit den Richtern, wie das verurteilte Ehepaar zur Hinrichtung weggeführt wurde, wie Elena Ceaușescu sich weigerte, ihre Hände fesseln zu lassen, und wie das Paar erschossen und dann weggetragen wurde. Hierbei handelte es sich um Szenen, die in den Übertragungen zum Zeitpunkt der Revolution ausgelassen worden waren. Der hier gezeigte Vorsitzende Richter, Gică Popa, nahm sich am 1. März 1990 das Leben.[42] Der Präsident des Freien Rumänischen Fernsehen erhob bald danach Anspruch auf Schadenersatz, weil das Video, das TF 1 für 50.000 Franc von einem „unbekannten Verkäufer“ erworben hatte, eine Schwarzkopie war, und drohte auf internationaler Ebene rechtliche Schritte einzuleiten. Ballistikexperten eines unabhängigen französischen Gerichtslabors wurden beauftragt die Aufnahmen zu analysieren. Aus der schriftlichen Erklärung des Labordirektors ergab sich, dass ausgehend vom offensichtlichen Gerinnungsgrad des Blutes die Körper des hingerichteten Paares schon einige Stunden vor der im Video gezeigten Hinrichtung tot gewesen sein mussten; daher gebe es Grund zur Annahme einer Manipulation der Aufnahmen – aber zu welchem Zweck und auf wessen Anweisung?[61]
Öffentliche Meinung
Das Center for Urban and Regional Sociology (CURS) veröffentlichte im November 2009 in der Zeitung Jurnalul Național folgende Umfrageergebnisse:
Zum Vergleich: Ergebnisse von Umfragen aus den 1990er Jahren[65] | |||
Art des Umbruchs | 1991, in Prozent | 1994, in Prozent | 1995, in Prozent |
Revolution | 46 | 51 | 50 |
Internes Komplott | 31 | 30 | 30 |
Externes Komplott | 23 | 16 | 24 |
Frage: Was hat im Dezember 1989 in Rumänien stattgefunden?[66]
Antwort:
47 Prozent: Revolution
36 Prozent: Staatsstreich
3 Prozent: anderes
14 Prozent: Weiß nicht, keine Antwort
Frage: Wer war für die Ereignisse im Dezember 1989 verantwortlich?[67]
Antwort:
34 Prozent: Ion Iliescu und andere Kräfte (interne oder externe)
19 Prozent: Externe Kräfte (USA, CIA, KGB, Russland, Gorbatschow)
12 Prozent: Interne Kräfte wie Armee oder Securitate
11 Prozent: Ehemalige Kommunisten, Zweites Glied, Umfeld Ceaușescus
3 Prozent: Interne und externe Kräfte
2 Prozent: Bevölkerung, Jugend
19 Prozent: Weiß nicht, keine Antwort
Frage: Wie soll Ceaușescu in den Geschichtsbüchern bewertet werden?[66]
Antwort:
31 Prozent: Als eine Person, die mehr Gutes für Rumänien geleistet hat
13 Prozent: Als eine Person, die mehr Schlechtes für Rumänien geleistet hat
52 Prozent: Als eine Person, die Gutes wie Schlechtes in gleichem Ausmaß geleistet hat
1 Prozent: anders
3 Prozent: Weiß nicht, keine Antwort
Sonstiges
Reaktionen in Deutschland
Die Deutsche Bundesregierung erkannte die neue rumänische Übergangsregierung am 25. Dezember 1989 an und organisierte Flüge mit Hilfsgütern und Ärzten.
Literatur
Sachbücher
• Anneli Ute Gabanyi: Die unvollendete Revolution. Rumänien zwischen Diktatur und Demokratie. Piper, München 1990, ISBN 3-492-11271-4.
• George Galloway, Bob Wylie: Downfall: The Ceausescus and the Romanian Revolution. Futura Publications, London 1991, ISBN 0-7088-5003-0 (englisch).
• Armin Heinen: Der Tod des Diktators und die Gegenwart der Vergangenheit: Rumänien 1989-2002. (PDF; 307 kB)
• Petru Ilieșu: Timișoara 1989 – No Comment? Planetarium, Timișoara 2004 (englisch, rumänisch).
• Thomas Kunze: Nicolae Ceaușescu. Eine Biographie. Links, Berlin 2000, ISBN 3-86153-211-5; 3., aktualisierte Auflage 2009, ISBN 978-3-86153-562-1.
• Thomas Kunze: Rumänien 1989, in: Patrick Oelze (Hrsg.): Revolutionen. Ch. Links Verlag, Berlin, 2014
• Stefan Petrescu: Die rumänische Revolution: eine Fotodokumentation. Texte von Carol Roman. Psychologie Heute – Buchprogramm Beltz Verlag, Weinheim/Basel 1990, ISBN 3-407-85099-9 (deutsch und rumänisch).
• Antonia Rados: Die Verschwörung der Securitate. Rumäniens verratene Revolution. Hoffmann und Campe, Hamburg 1990, ISBN 3-455-08378-1.
• Milo Rau: Die letzten Tage der Ceausescus. Dokumente, Materialien, Theorie. Verbrecher Verlag, Berlin 2010, ISBN 978-3-940426-45-1.
• István Tolnay: 1989–1999. După zece ani. Tíz év múltán. Ten years after. Oradea, 1999, in englischer, ungarischer und rumänischer Sprache
• Hans Vastag, György Mandics, Manfred Engelmann: Temeswar. Symbol der Freiheit. Amalthea, Wien 1992, ISBN 3-85002-311-7.
• Richard Wagner, Helmuth Frauendorfer (Hrsg.): Der Sturz des Tyrannen. Rumänien und das Ende einer Diktatur. Rowohlt, Reinbek 1990, ISBN 3-499-12839-X.
• Peter Ulrich Weiß: Traumatische Befreiung. Die rumänische Revolution von 1989/90 als unbewältigte Gewalterfahrung. In: Martin Sabrow (Hrsg.): 1989 und die Rolle der Gewalt. Wallstein, Göttingen 2012, ISBN 978-3-8353-1059-9, S. 304–336.
Weblinks
Commons: Rumänische Revolution 1989 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
• Bilder von der Rumänischen Revolution, Download einer ZIP-Datei (13,3 MB)
• Das Portal der Revolution (rumänisch)
• Thomas Kunze: Der Prozess gegen Nicolae und Elena Ceaușescu, Rumänien 1989, bei Lexikon der Politischen Strafprozesse
Einzelnachweise, Anmerkungen
1. Die unvollendete Revolution, Karl-Peter Schwarz, FAZ, 21. Dezember 2014; offizielle Angabe
2. Kunze, Ceaușescu, S. 356
3. Kunze, S. 323
4. Frauendorfer, Sturz des Tyrannen, S. 78 f.
5. Carl Gibson: Symphonie der Freiheit. Widerstand gegen die Ceausescu-Diktatur. Chronik und Testimonium einer tragischen Menschenrechtsbewegung in literarischen Skizzen, Essays, Bekenntnissen und Reflexionen. Röll, Dettelbach, 2008, ISBN 978-3-89754-297-6
6. Karin Tasch: Gesellschaftliche Transformation in Osteuropa – Ein Vergleich zwischen Ostdeutschland und Rumänien, GRIN Verlag, 2007, ISBN 3-638-81778-4, S. 154, hier S. 30 (→ online)
7. fu-berlin.de (PDF; 19,5 MB), Freie Universität Berlin, Valeska Bopp: „Wir haben uns zurechtgefunden …“ – Mangel und Überlebensstrategien in Rumänien in den achtziger Jahren des 20. Jahrhunderts, in: Osteuropa-Institut (Berlin): Alltag und Ideologie im Realsozialismus, 23/2005
8. Christian Schraidt-Häuer: Der „Morgenstern“ verblaßt. In: Die Zeit, Nr. 51/1981
9. Torben Waleczek: Der letzte Tag des Diktators; news.de, 25. Dezember 2009
10. Daniel Ursprung: Herrschaftslegitimation zwischen Tradition und Innovation: Repräsentation und Inszenierung von Herrschaft in der rumänischen Geschichte in der Vormoderne und bei Ceaușescu, Studium Transylvanicum, 2007, ISBN 3-929848-49-X, S. 433, hier S. 317
11. Rumänien: Beeren und Wurzeln. In: Der Spiegel. Nr. 49, 1985 (online).
12. Peter Beddies: Interview mit Christian Mungiu. „Wir sind unterschätzt worden“. In: Die Welt, 29. Mai 2007
13. Hanswilhelm Haefs: Das 2. Handbuch Des Nutzlosen Wissens, BoD – Books on Demand, 2002, ISBN 3-8311-3754-4, S. 236, hier S. 191 (books.google.de)
14. Steven W. Sowards: Moderne Geschichte des Balkans: Der Balkan im Zeitalter des Nationalismus. BoD – Books on Demand, 2004, ISBN 3-8334-0977-0, S. 596, hier S. 495 (books.google.de)
15. news.google.com The Gazette (Montreal). Jonathan Lynn: Cigarettes good as gold in Romania, 1. Dezember 1984 (englisch)
16. ucsf.edu, The Wall Street Journal: In Romania, Smoking A Kent Cigarette Is Like Burning Money und In Romania, Kent Cigarettes are Very Useful As A Bartering Medium, 1. März 1986 (englisch)
17. Hans-Heinrich Rieser, Das rumänische Banat: eine multikulturelle Region im Umbruch. 2001, ISBN 3-7995-2510-6, S. 268
18. Kunze, S. 313
19. Oschlies, Wolf, Ceaușescus Schatten schwindet, Köln, Weimar, Wien 1998, ISBN 3-412-06698-2, S. 9
20. tagesspiegel.de, Der Tagesspiegel: Rumäniens vergessene Kinder: In der Heimat der wunden Seelen – Nach der Ceausescu-Diktatur dürfen sie wieder leben, 7. September 2000
21. Kunze, S. 328
22. Engelmann u. a., S. 30
23. Kunze, S. 326
24. Engelmann u. a., S. 49 f.
25. Kunze, S. 375
26. Hans-Heinrich Rieser, S. 261
27. Kunze, S. 376
28. Engelmann u. a., S. 118.
29. Engelmann u. a., S. 119
30. Engelmann u. a., S. 170
31. Engelmann u. a., S. 186
32. Engelmann u. a., S. 195
33. Engelmann u. a., S. 175
34. Adelina Elena: Martor ocular. Față în față. Magazin Orizont, 6. Januar 1990, S. 5
35. Peter Siani-Davies: The Romanian revolution of December 1989. 2005, S. 72
36. The interview given by General Stefan Gusa to Colonel Valeriu Pricina, March 20th, 1990 (Memento vom 26. Dezember 2013 im Internet Archive) (englisch)
37. Engelmann u. a., S. 208
38. Peter Siani-Davies: The Romanian revolution of December 1989. 2005, S. 73 f.
39. Engelmann u. a., S. 228
40. Victor Sebestyen: Revolution 1989. The Fall of the Soviet Empire. Hachette UK, 2009. ISBN 0-297-85788-6, S. 314.
41. Frederick Becker: The 1989 Romanian Revolution and the Fall of Ceausescu. In: Association for Diplomatic Studies and Training, Moments in U.S. Diplomatic History.
42. daniel-ursprung.ch, Daniel Ursprung: Die rumänische Revolution von 1989: Chronologie des Sturzes und des Prozesses gegen Nicolae Ceaușescu und seine Frau Elena
43. 21.12.1989. Tagesschau (ARD), 21. Dezember 1989, abgerufen am 28. Dezember 2016.
44. Anneli Ute Gabanyi: Die rumänische Revolution von 1989. Stiftung Universität Hildesheim, 2009. S. 13.
45. Elfriede Piringer: Die rumänische Revolution 1989. Das Ende der Ceausescu Diktatur – Ein Schlaglicht in der rumänischen Geschichte. diplom.de, ISBN 3-8324-1336-7. S. 73.
46. Leif Pettersen, Mark Baker: Romania. Lonely Planet, 2010. ISBN 1-74104-892-3, S. 34.
47. Karl-Peter Schwarz: Rumänien. Die unvollendete Revolution. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 21. Dezember 2014.
48. Kunze, S. 393, auch: Anneli Ute Gabanyi: Systemwechsel in Rumänien. München 1998, ISBN 3-486-56377-7, S. 7
49. George Galloway, Bob Wylie: Downfall: The Ceaușescus and the Romanian Revolution. 1991, S. 168–169
50. George Galloway, Bob Wylie: Downfall: The Ceausescus and the Romanian Revolution. 1991, S. 171
51. Oschlies 1998, S. 78
52. Transcript of the closed trial of Nicolae and Elena Ceaușescu. Wikisource (englisch)
53. Ankläger Dan Voinea: „Ceaușescus Tod stand vor dem Prozess fest“ welt.de
54. bhhrg.org (Memento des Originals vom 23. Oktober 2011 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis., BBC 1 um 21 Uhr, 22. Dezember 1989 und ITN, Penny Marschall: News at Ten, 22 Uhr am gleichen Tag
55. Upheavel in the East; Mass Graves Found in Rumania; Relatives of Missing Dig Them Up. In: The New York Times, 22. Dezember 1989
56. Antonia Rados: Die Verschwörung der Securitate. Rumäniens verratene Revolution, Hoffmann und Campe, Hamburg, 1990 S. 183 und 223
57. Engelmann u. a., S. 245 f.
58. Engelmann u. a., S. 241
59. Videodokumentation: Balkan Express: Rumänien. Der Standard, 2007
60. Wolf Oschlies: Ceausescus Schatten schwindet. Politische Geschichte Rumäniens 1988–1998. Böhlau, 1998, ISBN 978-3-412-06698-7, S. 179, hier S. 50: „Iliescu sprach am 22. Dezember 1989 von „unserer bemerkenswerten Jugend, die uns um den Preis ihres Blutes das Gefühl der nationalen Würde wiedergegeben hat““
61. Klaus Ronneberger: Rumänien 1990 – Can the Revolution Be Televised? Nitribitt, 2006
62. hierzu Engelmann u. a., S. 96 ff., Kunze, S. 377, 391 f., Frauendorfer, Sturz, S. 92, Wagner, Sonderweg, S. 17 ff., 39
63. Gabanyi 1998, S. 169
64. Frauendorfer, S. 87f., Gabanyi 1998, S. 170
65. Anneli Ute Gabanyi: Systemwechsel in Rumänien: von der Revolution zur Transformation, Ausgabe 35 von Untersuchungen zur Gegenwartskunde Südosteuropas. R. Oldenbourg, 1998, ISBN 978-3-486-56377-1, S. 331, hier S. 161.
66. Cum ar trebui să fie apreciat Nicolae Ceaușescu în manualele de istorie? Sondaj CURS, 17. November 2009 (rumänisch)
67. A fost Revoluție sau lovitură de stat? Sondaj CURS, 18. November 2009 (rumänisch)
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Rum%C3%A4nische_Revolution_1989